Kurier (A) online, 11.6.2000

CHRONOLOGIE: Syriens wechselvolle Geschichte

Dominierende Kraft in der arabischen Welt - Assad-Diktatur schuf nach Jahrzehnten der Unruhen einen starken Staat

Syrien, das innerhalb der arabischen Welt eine dominierende Position einnimmt, wurde 1946 ein souveräner Staat. Seit Jahrtausenden ein Durchgangsland der Völker - Assyrer, Babylonier, Perser, Hethiter, Römer und Byzantiner -, wurde es im 7. Jahrhundert von den Arabern erobert und islamisiert. Ab 750 gehörte es zum Abbasidenreich, um 1252 unter die Herrschaft der ägyptischen Mamelucken zu fallen und 1516 Teil des Osmanischen Reiches zu werden. Im 19. Jahrhundert versuchten die europäischen Mächte, ihre Interessen in der Region geltend zu machen. Frankreich intervenierte militärisch zum Schutz der christlichen Minderheiten. **** Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Syrien (zusammen mit dem Libanon) französisches Völkerbund-Mandat. Bereits 1916 hatten Briten und Franzosen in dem geheimen Sykes-Picot-Abkommen ihre jeweiligen Interessensphären abgesteckt. Zugleich erwachte der arabische Nationalismus und der Wunsch nach Unabhängigkeit: Am 24. Dezember 1918 wurde in Damaskus der Großscherif Hussein von Mekka aus der Haschemiten-Dynastie zum "König von Arabien proklamiert, doch mussten sich seine Söhne Faisal und Abdullah mit dem Irak und Transjordanien abfinden.

1930 erhielt Syrien eine Verfassung nach französischem Vorbild mit einem Präsidenten und einer Regierung, doch blieb Frankreichs Vormachtstellung bis zum Zweiten Weltkrieg unangetastet. Der mit der Pariser Volksfrontregierung 1936 geschlossene Unabhängigkeitsvertrag wurde vom französischen Parlament nicht ratifiziert. 1941 eroberten britische und freifranzösische Truppen das Land. 1945 erklärte Syrien Nazi-Deutschland den Krieg, wurde in die UNO aufgenommen und wirkte an der Gründung der Arabischen Liga mit. Am 17. April 1946 zogen die letzten französischen Truppen ab.

Die ersten Jahre des unabhängigen Staates waren von schweren inneren Unruhen und Militärrevolten gekennzeichnet. Nach der Präsidentschaft von Shukri Kuwatli und dem ersten israelisch-arabischen Krieg wurde 1949 Präsident Husni Zaim von einer Offiziersgruppe gestürzt und erschossen. Eine Junta unter der Führung von Oberst Zami Hinnawi übernahm die Macht. Es folgten zwei weitere Umstürze und die Diktatur von Adib Schischakli, der 1955 entmachtet wurde. Das Land bekämpfte den pro-westlichen Bagdad-Pakt und schloss ein Bündnis mit Ägypten unter Gamal Abdel Nasser. 1958 erfolgte die Fusion der beiden Staaten zur "Vereinigten Arabischen Republik", die jedoch schon nach drei Jahren auseinanderbrach.

Im März 1963 übernahm die panarabisch-nationalistische Baath-Partei in Syrien die Macht. Die laizistisch ausgerichtete "Partei der Arabischen Wiedergeburt" war 1947 von dem syrischen Christen Michel Aflak gegründet worden. 1966 kam es nach einem heftigen Machtkampf zur Ausschaltung der "rechten" Baath-Kräfte. Der radikale "Neo-Baath" unter Nureddin Atassi kam ans Ruder und schloss ein Bündnis mit der Sowjetunion. Der 36-jährige Luftwaffenchef Hafez Assad wurde Verteidigungsminister. 1970 stürzte er Atassi und optierte für einen "pragmatischeren" Kurs. 1973 erhielt das Land eine "sozialistische" Verfassung, die bis heute gültig ist.