Berliner Zeitung, 10.6.2000

Zähes Ringen um eine Deklaration

Konflikte bis kurz vor Ende der Weltfrauenkonferenz

NEW YORK, 9. Mai. Bis zum Abschluss der UN-Frauenkonferenz in New York blieb ungewiss, ob sich die Delegierten auf eine gemeinsame Erklärung würden einigen können. Regierungsdelegationen aus 188 Ländern und Mitglieder von unabhängigen Frauenorganisationen debattierten bis in die frühen Morgenstunden des Freitag. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, Aufklärung, Empfängnisschutz und Abtreibung sowie Schutz vor Gewalt und Sexhandel waren jedoch Forderungen, die keinen Eingang in das Dokument fanden. Eine Gruppe streng islamischer Staaten wie Algerien, Iran, Irak und Sudan sowie des katholischen Nicaragua und der Vatikan leisteten dagegen Widerstand. Die Delegierten haben jedoch andere, wichtige Teilerfolge erzielt. Die rituelle Beschneidung weiblicher Geschlechtsorgane wurde zum ersten Mal in einem UN-Dokument als Verletzung der Menschenrechte angeprangert. Im Dokument von Peking war diese Genitalverstümmelung nur als "schädliche traditionelle Praxis" eingestuft worden.

Zudem werden ausdrücklich die "Ehrenmorde" in einigen arabischen Ländern verurteilt. Das Aktionsprogramm enthält auch konkretere Zielvorgaben zur Gleichstellung der Frauen in den kommenden fünf Jahren, erleichtert Kleinkredite für Frauen in armen Regionen und räumt regierungsunabhängigen Organisationen mehr Einfluss ein. (dpa)