web de 07.06.2000 16:06

Syrien bekundet Willen zu neuen Gesprächen mit Israel

Aber kein Durchbruch bei Treffen von Albright und Scharaa - US-Initiative will Syrien wieder in Friedensprozess einbinden

Kairo (AP)

Syrien hat sich nach Angaben der USA grundsätzlich zu neuen Friedensverhandlungen mit Israel bereit erklärt. Bei einem Treffen von US-Außenministerin Madeleine Albright mit ihrem syrischen Kollegen Faruk el Scharaa am Mittwoch in Kairo habe es jedoch keinen Durchbruch gegeben, verlautete aus amerikanischen Regierungskreisen. Fünf Monate nach dem Abbruch der syrisch-israelischen Verhandlungen habe Scharaa zwar versichert, er wünsche neue Gespräche mit Israel. «Es wird aber eine Zeit lang dauern, bis wir eine Wiederaufnahme der Gespräche erreichen», berichtete ein ranghoher Mitarbeiter des US-Außenministeriums.

Scharaa nannte das Zusammentreffen mit seiner amerikanischen Kollegin erfolgreich. Es habe zur Aufklärung von Missverständnissen beigetragen, erklärte er vor Journalisten. «Die Vereinigten Staaten glauben, dass es noch vor dem Ende der Amtszeit von Präsident Clinton eine Chance auf einen wirklichen Frieden gibt», sagte Scharaa. Das Gespräch der beiden Außenminister war das erste auf hoher Regierungsebene seit dem Scheitern des Genfer Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Bill Clinton und dem syrischen Staatschef Hafis el Assad im März. Die israelisch-syrischen Gespräche waren zuvor auf Grund der Differenzen über einen Rückzug Israels von den 1967 eroberten Golanhöhen gescheitert.

Der ägyptische Außenminister begrüßte die amerikanische Initiative, Syrien wieder in den Friedensprozess einzubinden. «Wir sind sicher, dass sich die Dinge unter der Führung von Präsident Clinton und Außenministerin Albright in die richtige Richtung bewegen», sagte Amr Mussa. Clinton, dessen Amtszeit Anfang nächsten Jahres ausläuft, werde in den kommenden Monaten der Förderung des Nahost-Friedensprozesses die höchste Priorität einräumen, versicherte Albright nach einem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak.

Albright forderte Syrien indirekt auch zum Abzug seiner Soldaten aus Libanon auf. Israel sei mit seinem Truppenrückzug aus dem Süden des Landes den internationalen Forderungen nachgekommen, sagte Albright in Kairo. «Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass alle Seiten ihren Verpflichtungen erfüllen», sagte sie in Bezug auf eine UN-Resolution, die den Rückzug aller ausländischen Truppen aus Libanon vorsieht. Syrien hat rund 30.000 Soldaten im Nachbarland stationiert.