web de 06.06.2000 11:20

Grenzmarkierung zwischen Israel und Libanon vor Abschluss

Weg frei für Stationierung von Blauhelmen

Kfar Kila (AP)

Ein Team der Vereinten Nationen wollte am Dienstag die Markierung des libanesisch-israelischen Grenzverlaufs abschließen und damit den Weg freimachen für die Stationierung von Friedenstruppen in Südlibanon. Mit den Blauhelmen könnte die libanesische Armee in die Gebiete einziehen, die Israel vor knapp zwei Wochen geräumt hat. Seit dem Rückzug der israelischen Truppen am 24. Mai war es in der Grenzregion wiederholt zu Ausschreitungen gekommen.

Der UN-Sondergesandte Terje Roed-Larsen sagte in einer am Montagabend veröffentlichten Erklärung, die Vereinten Nationen hätten den endgültigen Grenzverlauf trotz Meinungsverschiedenheiten zwischen Israel und Libanon festgelegt. «Unsere Beratungen zu diesem Thema sind abgeschlossen», sagte Larsen. Eine offizielle Stellungnahme dazu gab es zunächst nicht. Mehrere Zeitungen zitierten libanesische Beamte mit den Worten, die Ankündigung des UN-Gesandten werde Libanon unter Druck setzen. Israel und Libanon streiten sich über den exakten Verlauf der Grenze, die 1923 von den Kolonialmächten Großbritannien und Frankreich zwischen Libanon und dem früheren Palästina gezogen wurde.

Unterdessen sind die ersten Mitglieder der pro-israelischen Südlibanesischen Armee (SLA) von einem Militärgericht zu Haftstrafen von ein bis fünf Jahren verurteilt worden. Die verhältnismäßig milden Urteile sollen nach Ansicht von Beobachtern geflüchtete SLA-Soldaten dazu ermuntern, nach Libanon zurückzukehren und sich vor Gericht zu verantworten. Schätzungsweise 7.000 Libanesen, vorwiegend ehemalige Armee-Angehörige und ihre Familien, sind in Folge des israelischen Rückzugs aus Südlibanon nach Israel geflohen.