web de 06.06.2000 00:47

Barak bekundet gegenüber Albright Friedensbereitschaft

Israelische Souveränität für 150.000 der 200.000 Siedler in den Autonomiegebieten angestrebt

Jerusalem (AP)

Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak hat der amerikanischen Außenministerin Madeleine Albright seinen Willen versichert, einen Friedensvertrag mit den Palästinensern zu erreichen. In einem Interview des israelischen Fernsehens deutete er am Montagabend zudem an, dass er die israelische Souveränität nur für 150.000 der 200.000 im Westjordanland und Gazastreifen lebenden jüdischen Siedler anstrebe. Für die übrigen 50.000 müssten Sondervereinbarungen gefunden werden. Aus amerikanischen diplomatischen Kreisen verlautete, dass trotz Baraks Zugeständnissen viele Fragen ungeklärt blieben.

Albright ist von Moskau kommend nach Jerusalem gereist, um die Erfolgsaussichten eines Dreiergipfels von US-Präsident Bill Clinton, Barak und dem palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat zu sondieren. Ein Vertrauter Baraks, Jerusalem-Minister Haim Ramon, sagte, nur in einer Atmosphäre wie in Camp David könne der Durchbruch zu einem Friedensvertrag erzielt werden. In Camp David in den USA wurde 1979 der israelisch-ägyptische Friedensvertrag erreicht.

Barak warf in dem Fernsehinterview Arafat vor, er verzögere die Verhandlungen. Bis 13. September soll ein Abkommen erzielt werden. US-Außenamtssprecher Richard Boucher sagte, in den Gesprächen Albrights mit dem Ministerpräsidenten sei dessen Wille sehr deutlich geworden, einen Vertrag schließen zu wollen. «Diskutiert wird, wie wir dahin kommen», fügte er hinzu. Aus den diplomatischen Kreisen verlautete dazu, die größten Probleme - der Status von Jerusalem und die Entschädigung für Flüchtlinge - seien noch nicht geklärt.

Baraks Siedler-Initiative würde immerhin 93 Prozent des Westjordanlands unter palästinensische Souveränität stellen. Arafat hat 99 Prozent des Gebiets gefordert, das Israel im Sechstagekrieg von 1967 von Jordanien gewann.