yahoo, 27. Mai 2000, 00:11 Uhr

Parlamentskomitee legt Dokumente über systematische Folter vor

Zustände in türkischen Polizeiwachen in offenkundigem Widerspruch zu Angaben der Regierung

Ankara (AP) Der Menschenrechtsausschuss des türkischen Parlaments hat einen detaillierten Bericht über Folter in Polizeiwachen im ganzen Land vorgelegt. Der sechsbändige Bericht, den die Nachrichtenagentur AP am Freitag erhielt, enthält unter anderem Bilder von Folterzellen und -werkzeugen. Zu sehen sind unter anderem Holzstäbe, die offenkundig Gefangenen unter die Arme steckt wurden, um sie dann daran in die Höhe zu ziehen. Auch Fotos von Metallstangen, mit denen Verdächtigen vermutlich auf die Fußsohlen geschlagen wird, sind in der Dokumentensammlung enthalten.

Das gesammelte Material steht in offenkundigem Widerspruch zu Angaben der Regierung, dass es in der Türkei keine systematische Folter gebe. Der Bericht bemängelt, in mehreren Fällen seien die Polizeiwachen augenscheinlich vor dem Besuch der Kommission gewissermaßen gesäubert worden. «In vielen Fällen haben sie Beweise versteckt und uns die falschen Räume gezeigt», sagte die Vorsitzende der Kommission, Sema Piskinsut, die der Demokratischen Linkspartei von Ministerpräsident Bülent Ecevit angehört. Auszüge des Reports wurden in der Zeitung «Milliyet» veröffentlicht; es war das erste Mal, dass Ergebnisse des Komitees detailliert in die Öffentlichkeit drangen.