Wiesbadener Kurier, 25.5.2000

Fangt neu an!

Von Anke Hollingshaus

Die Kirchengemeinden haben es sich nicht leicht gemacht mit ihrem Entschluss, Emine Akyüz und ihre Kinder aufzunehmen. Sie sind zutiefst davon überzeugt, dass dieser Familie Unrecht getan wird, wenn man sie in die Türkei zurückschickt. Das ist keine Missachtung der Richter, die meinen, die Kurden wären nicht verfolgt worden. Es ist ein Appell, wieder miteinander zu reden und die Experten ernst zu nehmen, die bescheinigt haben, dass Emine Akyüz und ihr ältester Sohn traumatisiert sind, weil man ihnen Gewalt angetan hat. Kein Richter und kein Oberbürgermeister verliert sein Gesicht, wenn er jetzt bereit ist, doch noch auf diese Argumente einzugehen. Über das Hauptsache-Verfahren am Wiesbadener Verwaltungsgericht ist noch nicht entschieden. Und die Stadt könnte das Gesundheitsamt beauftragen, die Mutter und den Sohn noch einmal zu untersuchen. Das Kirchenasyl sollte ein Neuanfang sein.