Wiesbadener Kurier, 17.5.2000

Auch ZDF-Team hält Akyüz für glaubwürdig

Fall ist heute Abend Thema bei "mit mir nicht!"

Von KURIER-Redakteurin Anke Hollingshaus

WIESBADEN Gestern mittag, Rathaus: Kamera läuft, Oberbürgermeister Diehl steht erst Maria von Welser gegenüber, dann ZDF-Redakteur Wolfgang Jüngst. Es geht um die kurdische Familie Akyüz, über die der KURIER seit zwei Jahren berichtet und deren Geschichte immer größere Medienpräsenz erlangt. Heute um 22.15 Uhr wird von Welser in ihrer Sendung "mit mir nicht!" sich des Falls annehmen.

Wolfgang Jüngst war vergangene Woche in der Türkei, hat dort den abgeschobenen Vater Abdulcabbar Akyüz besucht, der seine Unterkunft aus Angst vor Verfolgung oft wechselt.

Ähnlich wie wenige Wochen zuvor ein Team des "Stern" haben auch die ZDF-Leute im Heimatdorf der Familie immer wieder gehört, dass es wahr sei, dass der Vater gefoltert, die Mutter und einer der Söhne missbraucht wurden. Auch die Fernsehleute haben sich erzählen lassen, dass die elfköpfige Familie nicht zu den armen Leuten in dem Dorf nahe der syrischen Grenze gehörte, bevor sie ihre Heimat verlassen hat, sie also nicht aus wirtschaftlichen Gründen ging.

Und wieder konfrontieren die Journalisten Diehl und den Leiter der Ausländerbehörde, Winnrich Tischel, mit der Frage, die für die inzwischen untergetauchte Familie von entscheidender Bedeutung ist: Hat die Ausländerbehörde die Möglichkeit, nicht abzuschieben, auch wenn alle Gerichte den Schilderungen der Kurden keinen Glauben schenken? Die Antwort fällt auch aus wie immer: "Wir haben überhaupt keine rechtliche Handhabe. Von Welser: "Und wenn wir neue Beweise haben?" Diehl: "Es ist nicht die Ausländerbehörde, die prüft.

Im Studio wird heute Abend der Anwalt der Familie, Uwe Remus, seinen Standpunkt vertreten. Er hat wie berichtet Verfassungsbeschwerde in Karlsruhe eingelegt und hofft, dass die Familie nicht abgeschoben wird, bis die Richter entschieden haben. Remus wird bei "mit mir nicht!" im Studio sein, als Expertin hat das ZDF Ruth Jüttner von Amnesty International eingeladen.

Auch Pfarrer Wolfgang Geller vom Flüchtlingsrat wurde gestern von den Fernsehleuten interviewt. Die Kreuzkirchengemeinde und St. Elisabeth, sagte er dem KURIER, hätten erneut eine Petition eingereicht. Diese sei inzwischen beim Bundestags-Petitionsausschuss gelandet. Zumindest bis dieser sich damit befasst, verlangt Geller, dass Emine Akyüz und ihre Kinder hier geduldet werden. "Wir denken aber auch über Kirchenasyl nach".