Die Zeit online, 11. Mai 2000 - 20.45 Uhr

20-jährige Iranerin präsentiert in Cannes Film aus Kurdistan

Das Film-Festival von Cannes hat einen neuen Star: Die 20-jährige Iranerin Samira Machmalbaf stellte den Journalisten am Donnerstag ihren Film "Tachte Siah" ("Die schwarze Tafel") vor. Von den 23 Filme-Machern, deren Beiträge im offiziellen Wettbewerb laufen, ist Machmalbaf die jüngste. In dem Film, der im iranischen Kurdengebiet spielt, geht es um zwei Lehrer, die auf der Suche nach Lernwilligen sind, um ein geregeltes Einkommen zu haben. Die Idee zu dem Film stammt von Machmalbafs Vater Mochsen, der ebenfalls als Regisseur tätig ist und unter anderem die Filme "Die Zeit der Unschuld" und "Gabbeh" gedreht hat.

Sie sei froh, beim Festival in Cannes "die iranische Jugend" vertreten zu können und dadurch auch dazu beizutragen, dass das verbreitete "Macho-Image" Irans zerbrochen werde, sagte Machmalbaf. Vor der Presse-Vorführung ihres Films brachte die schwarzäugige, strahlende Regisseurin bereits mindestens sechs Interviews hinter sich. Mit 35 Minuten Verspätung traf sie allerdings zum ersten Termin ein und überging mit einem Lächeln die Frustrationen ihrer Presse-Agentin Matilde Incerti. Am Vorabend hatte Machmalbaf einen Fernseh-Journalisten völlig im Regen stehen lassen, so dass er die programmierte Sendung ganz ohne Interview-Partnerin bestreiten musste. Am Ende der Pressevorführung von "Tachte Siah" gab es nur vorsichtigen Applaus. "Das ist nicht schlimm", sagte Incerti. "Das zeigt, dass die Leute sich konzentrieren."