Frankfurter Rundschau, 10.5.2000

Flughafenverfahren
Selbstmord von Algerierin stimmt Schily nicht um

BERLIN, 9. Mai (Vgo/dpa). Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) hält auch nach dem Selbstmord der algerischen Asylbewerberin Naimah H. im Transitberiech des Frankfurter Flughafens an dem umstrittenen "Flughafenverfahren" fest. Die 40-Jährige, deren Asylantrag als unglaubwürdig abgelehnt worden war, war am Samstagabend erhängt im Duschraum der Tranistunterkunft aufgefunden worden. Ein Sprecher Schilys erklärte, der Tod der Frau sei "ein trauriger Vorfall", dessen genaue Umstände die Staatsanwaltschaft klären müsse. Das sei jedoch "kein Grund, das Flughafenverfahren selbst in Frage zu stellen". Es habe sich bewährt, "wir halten es grundsätzlich für notwendig".

Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck (Grüne), kündigte in Berlin erneute Gespräche mit der SPD-Fraktion und Schily (SPD) an. Die "haftähnlichen" Bedingungen am Flughafen seien der Hauptgrund für den Tod der Algerierin.