Nassauische Neue Presse, 9.5.2000

Zypern-Problem in Praunheim gelöst

Von Kathrin Jansen

Praunheim. Völkerverständigung muss nicht immer nur von Diplomaten auf der großen Bühne betrieben werden - manchmal kann die Keimzelle für ein besseres Miteinander zwischen Völkern auch im Kleinen und fernab der Heimat liegen. Das beweist die Gründung des Vereins "Griechisch-Türkische Freundschaft", der am vergangenen Wochenende in den Räumen der Vereinsgaststätte des PSV Blau-Gelb aus der Taufe gehoben wurde. Vor etwa vier Jahren wurde die Idee dazu geboren. Am Samstagnachmittag wurden dann endlich die ersten Schritte zur Verwirklichung des Vorhabens umgesetzt. Ziel des neuen Vereins soll die Verbesserung der Beziehung zwischen Griechen und Türken sein, die nicht zu letzt durch den zum Teil gewaltsam ausgetragenen Konflikt um die Mittelmeer Insel Zypern sehr strapaziert sind.

"Mit verschiedenen Veranstaltungen, Ausflügen, aber auch Diskussionen wollen wir Griechen und Türken zusammenführen", sagt Gründungsmitglied Grigorios Zarcadas. Täglich wird er mit Problemen zwischen den beiden Nationalitäten konfrontiert. Zarcadas leitet das Migrationszentrum des ,Evangelischen Regionalverbandes' in Frankfurt und trifft dort oft auf Vorurteile. Gerade Deutsche würden ihm immer wieder vorwerfen, dass sich Türken und Griechen nicht verstehen würden. Das sei im Migrationszentrum anders: "Hier arbeiten Türken, Deutsche und Griechen zusammen, und wir verstehen uns sehr gut. Da dachte ich, das muss auch sonst funktionieren können."

Durch intensive Geschichtsaufarbeitung will der Verein Vorurteile, besonders bei Jugendlichen, ausräumen. "Eigentlich soll der alte Konflikt unserer Länder aus den Köpfen verschwinden. Aber die junge Generation, die hier in Deutschland geboren ist, übernimmt Vorurteile, weil sie nicht genug wissen über die Geschichte ihres Landes", so Zarcadas. Das soll sich jetzt ändern. Sprachkurse in beiden Landessprachen sollen die Kommunikation erleichtern, durch Kulturtage und die Teilnahme an nationalen und religiösen Feiertagen will der Verein das Verständnis und die Toleranz gegenüber der anderen Kultur stärken. Doch neben Kultur und Feierlichkeiten wollen sich die Initiatoren auch mit politischen Aspekten auseinander setzen. Vorträge und Diskussionen sollen sich in regelmäßigen Abständen mit der aktuellen Situation in Griechenland und der Türkei beschäftigen.

Drei Stunden haben die 60 Gründungsmitglieder über die vorläufige Satzung diskutiert und abgestimmt. In den wesentlichen Punkten, nämlich was Ziel und Zweck des Vereins betrifft, waren sich alle einig. Doch einige Kleinigkeiten müssen noch geändert werden - beispielsweise das Abstimmungsprinzip. "Eigentlich war eine Zweidrittel-Mehrheit vorgesehen, aber die Antragstellerin hat ganz richtig festgestellt, dass das nur zu unnötigen Konflikten führen kann", so Zarcadas. Auch der Name soll noch in "Griechenland-Türkei-Freundschaft" umbenannt werden. Griechisch-Türkisch schließe einen Teil der Bevölkerung der beiden Länder aus, so die Begründung. Kurden könnten sich beispielsweise nicht integriert fühlen. Und ausschließen wollen die Initiatoren niemanden. "Der Verein wird sich zwar hauptsächlich mit der Freundschaft zwischen Griechen und Türken beschäftigen, aber natürlich sind auch andere Nationalitäten willkommen. Besonders die Auseinandersetzung mit der deutschen Kultur erachten wir als wichtig. Schließlich ist dies das Land, in dem wir alle leben", so Zarcadas.

Gegen Ende der Sommerferien sollen die Formalitäten erledigt und die Vorbereitungen abgeschlossen sein, so dass die ersten Aktivitäten ins Leben gerufen werden können. Die erste größere Veranstaltung wird eine Studienfahrt sein, die gemeinsam mit dem Migrationszentrum organisiert wird. Von Frankfurt wird es die Reisenden erst nach Thessaloniki, im Norden Griechenlands, führen, bevor es dann weiter nach Istanbul geht. Zarcadas: "Diese Reise entspricht genau unserem Ziel: Völkerverständigung von Deutschland über Griechenland bis in die Türkei."