Frankfurter Neue Presse, 9.5.2000

Algerierin erhängte sich beim BGS

Frankfurt. Im Gewahrsam des Bundesgrenzschutzes (BGS) am Frankfurter Flughafen hat sich eine 40 Jahre alte Asylbewerberin aus Algerien erhängt. Die Frau, deren Asylantrag abgelehnt worden war, hatte in der Flüchtlingsunterkunft des Flughafens gelebt. Wie die bundesweite Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge Pro Asyl und der Evangelische Regionalverband Frankfurt mitteilten, erhängte sich die Frau am Samstagabend in einer Dusche. Beide Organisationen äußerten sich erschüttert und bekräftigten ihre Forderung nach einer Abschaffung des Flughafenverfahrens.

Die 40-jährige Algerierin war den Angaben zufolge am 11. September vergangenen Jahres nach Deutschland gereist und hatte einen Asylantrag gestellt. Nach eigenen Angaben sei sie von der algerischen Polizei geschlagen und mehrfach vergewaltigt worden, da ihr Ehemann als Terrorist gesucht worden sei. Ihr Asylantrag wurde am 18. September zunächst vom Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge abgelehnt, wie der Regionalverband mitteilte. Einen Einspruch der Bewerberin dagegen habe das Verwaltungsgericht zehn Tage später zurückgewiesen.

Die Asylbewerberin sei seit ihrer Ankunft in einer schlechten psychischen Verfassung gewesen und habe im Februar einen Nervenzusammenbruch erlitten, erklärte der Regionalverband. Ein Antrag ihres Anwalts, die Einreise aus humanitären Gründen zuzulassen, sei nicht beantwortet. Laut Pro Asyl verbrachte die Frau die vergangenen sieben Monate in "haftähnlichen Unterbringungsverhältnissen" im Flughafentransit und in Abschiebehaft. Die Staatsanwaltschaft war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Direktor des Caritasverbands Frankfurt, Hartmut Fritz, sagte, die Flüchtlinge am Flughafen seien in unzulänglichen Räumen untergebracht und unerträglichen Belastungen ausgesetzt. "Wir können unsere Appelle aus der Vergangenheit nur wiederholen. (ap/dpa)