Frankfurter Rundschau, 8.5.2000

Türkei setzt Islamisten fest

Mutmaßliche Journalisten-Mörder von Polizei gefasst

Von Gerd Höhler

ATHEN, 7. Mai. Die türkische Polizei glaubt die mutmaßlichen Mörder des prominenten Journalisten Ugur Mumcu gefasst zu haben. Mumcu, der in der liberalen Zeitung Cumhuriyet schrieb, war 1993 vor seinem Haus in Ankara durch eine Autobombe getötet worden. Der türkische Innenminister Sadettin Tantan bestätigte am Wochenende lediglich, im Zusammenhang mit dem Mord an Mumcu seien neun "Terroristen" festgenommen worden. Einzelheiten über den genauen Zeitpunkt, die Umstände der Festnahmen und die Verdachtsmomente teilte der Minister nicht mit. Ein Gericht verhängte auf Antrag des Innenministeriums eine Nachrichtensperre über die laufende Fahndung.

Türkische Medien berichteten, die Festgenommenen seien Mitglieder einer bisher wenig bekannten islamistischen Untergrundorganisation namens "Selam" (Salut). Sie gilt als pro-iranisch. Unklar ist, ob die Gruppe über Verbindungen zur türkischen Hisbollah verfügt, einer radikalen islamistischen Untergrundorganisation, der möglicherweise hunderte Morde vor allem an kurdischen Bürgerrechtlern, mutmaßlichen Sympathisanten der PKK und liberalen Journalisten zuzurechnen sind.

Der Mord an Ugur Mumcu, eines engagierten Kritikers des politischen Islam, hatte seinerzeit international großes Aufsehen erregt. Auf ganz ähnliche Weise wurde im vergangenen Oktober ein weiterer prominenter Cumhuriyet-Kolumnist, Ahmet Taner Kislali, in Ankara ermordet.