web de 06.05.2000 04:02

Israel und Rebellen wollen auf weitere Vergeltung verzichten

Annan und Albright fordern beide Seiten zu Zurückhaltung auf - Barak warnt Syrien - Festhalten am Rückzug aus Libanon bekräftigt

Beirut/Jerusalem (AP)

Israel und die gegen den jüdischen Staat kämpfenden Rebellen wollen die jüngste Eskalation der Gewalt in Libanon nicht fortsetzen und vorerst auf weitere Vergeltungsmaßnahmen verzichten. Die separaten Erklärungen aus Beirut und Jerusalem vom Freitag erfolgten nach zweitägigen gegenseitigen Angriffen über die israelisch-libanesische Grenze hinweg. Dabei waren ein israelischer Soldat und zwei libanesische Zivilisten getötet worden. Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak bekräftigte seine Entschlossenheit, trotz der jüngsten Ereignisse seine Truppen in den nächsten zwei Monaten aus Südlibanon abzuziehen.

Auch am Freitag war es erneut zu israelischen Angriffen auf Ziele in Libanon und dem Beschuss Nordisraels durch die Freischärler der Hisbollah gekommen. Dabei gab es aber keine Toten. In der Nacht zum Freitag hatte die israelische Luftwaffe nach den schwersten Raketenangriffen der Hisbollah seit einem Jahr zwei Kraftwerke bei Beirut und Tripoli und ein Munitionslager der Freischärler in Ostlibanon zerstört sowie die Hauptverbindungsstraße zwischen Beirut und Syrien schwer beschädigt. Die Straße wurde am Freitagnachmittag nach notdürftigen Reparaturen wieder für den Verkehr freigegeben.

UN-Generalsekretär Kofi Annan und die US-Außenministerin Madeleine Albright forderten unterdessen beide Seiten zur Zurückhaltung und Mäßigung auf. Die gegenseitigen Angriffe müssten eingestellt werden. Der syrische Außenminister Faruk el Scharaa verurteilte in Telefongesprächen mit Annan und Albright die israelischen Angriffe.

Angesichts der jüngsten Eskalation in Libanon drohte Barak Syrien mit Vergeltungsschlägen. In Interviews mit dem israelischen Fernsehen sagte er am Freitag, seine Regierung werde nach einem Abzug aus der so genannten Sicherheitszone noch härter auf Angriffe reagieren. «Ich rate niemandem, einschließlich der Syrer, unsere Geduld zu strapazieren», sagte Barak. Israel wirft Syrien seit Jahren vor, die Hisbollah als Druckmittel für die Rückgabe der Golanhöhen einzusetzen.