Neue Ruhr Zeitung, 4.5.2000

Gibt es Hoffnung für Familie Kuss?

Kreis Kleve. Die kurdische Familie Kuss lebt im Wanderkirchenasyl. In und in der Nähe von Aachen. Sie kam aus der Türkei, wurde dann in Kranenburg heimisch. Durchlief die Instanzen, die Gerichte erkannten nicht auf Asyl.

"Rechtskräftig" sei das Urteil, so der Pressesprecher des Kreises Kleve, Eduard Großkämper. Und damit haben die Mitarbeiter des Ausländeramtes das Recht, die Familie abzuschieben. Noch gibt es einen Funken Hoffnung, denn die Klage vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf ist noch anhängig. Hier soll darüber entschieden werden, ob die Familie Kuss bei einer Rückführung in die Türkei gefährdet wäre. Und auch der Düsseldorfer Petitionsausschuss beschäftigt sich zurzeit mit der Angelegenheit. Hier, in ihrer "neuen Heimat", ist Familie Kuss heimisch geworden, die Kinder besuchen mit gutem Erfolg die Schule, der Vater könnte sofort eine Arbeit aufnehmen und es gibt die verbindliche Zusage, dass sie in ihrer Zweizimmerwohnung bleiben dürften. Pluspunkte für die Familie Kuss, die die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, hier in der Bundesrepublik ein ruhiges Leben ohne Verfolgung führen zu dürfen. "Die Ehefrau ist in der Türkei gefoltert worden", erklärt Andrea Genten, Flüchtlingsbeauftragte für die Region Aachen. Tritte in den Bauch führten zu einer Fehlgeburt. Mit einer Schlepperbande ging es dann nach Deutschland. Man setzte die Familie vor einem Gericht ab, empfahl ihr, "Asyl" vorzubringen. Kein Rechtsbeistand, niemand, der half. Das war vor rund zehn Jahren. Seit November 1999 gibt es nun eine "Altfallregelung". Auf die sich die Flüchtlingshilfe im Namen der Familie beruft. Und die unter anderem erlassen wurde, um Menschen, die lange und gut integriert in Deutschland leben, zu einem legalen Aufenthalt zu verhelfen. "Alles was wir brauchen, ist eine ladungsfähige Anschrift der Familie", so Großkämper. Der Antrag werde dann vom Kreis geprüft, eventuell unter Einbeziehung des Innenministers. "Wir werden im Moment nicht abschieben", versichert der Kreispressesprecher.

Von ANNETTE HENSELER