web de 02.05.2000 11:10

Engagement der Bundesregierung für die Pressefreiheit gefordert

36 Journalisten starben 1999 bei der Berufsausübung

Berlin (AP)

Die Journalistenvereinigung «Reporter ohne Grenzen» hat am Dienstag an die Bundesregierung appelliert, sich im Ausland stets für die Pressefreiheit zu engagieren, wo immer sie bedroht sei. Ohne Pressefreiheit könne es keine Demokratie geben, erklärte die Organisation zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am Mittwoch. Sie würdigte, dass sowohl Bundeskanzler Gerhard Schröder als auch Außenminister Joschka Fischer die Anliegen auf Auslandsreisen vertreten hätten. Es müssten sich jedoch alle Politiker in gleicher Weise für die Freiheit der Medien einsetzen.

Nach dem Jahresbericht 1999 der Organisation waren 36 Journalisten in Ausübung ihres Berufes gestorben, fast doppelt so viel wie 1998. Unter den Opfern befanden sich auch zwei Deutsche: Die Stern-Reporter Volker Krämer und Gabriel Grüner wurden am 13. Juni im Kosovo erschossen.

Zu Beginn des Jahres befanden sich laut Bericht 85 Journalistinnen und Journalisten in Haft. Die Zahl der kurzzeitig Inhaftierten oder Festgenommenen betrug 1999 insgesamt 446. Im Berichtsjahr wurden zudem 653 Fälle von Drohungen oder Anschlägen registriert.

Fast 400 Medien seien weltweit verboten oder zensiert worden. «Fast die Hälfte der 188 Staaten mit Sitz bei den Vereinten Nationen verteidigen die staatliche Kontrolle der audiovisuellen Medien, vor allem das Staatsmonopol auf das Fernsehen» beklagte die Organisation. 20 dieser Länder stünden auf der von «Reporter ohne Grenzen» geführten Liste der «Feinde des Internet». Sie kontrollierten die neuen Kommunikationswege «durch Filter oder Zugangsbeschränkung zum weltweiten Datennetz», berichtete die Organisation.

In vielen Ländern habe sich die Situation der Pressefreiheit im Vergleich zum Vorjahr nicht oder nur unwesentlich verändert, in vielen sei sie sogar schlechter geworden, heißt es weiter. Doch trotz der «entsetzlichen Bilanz» sei auch über eine deutliche Verringerung der Spannungen in Kambodscha zu berichten sowie die Bereitschaft zum politischen Wechsel in Kroatien oder der Türkei und über Veränderungen in Iran. Es gebe auch in Lateinamerika, Indochina und vielen anderen Staaten eine steigende Zahl unabhängiger Journalistenorganisationen, ein immer dichter werdendes Netz für die Meinungs- und Pressefreiheit. Reporter ohne Grenzen werde weiterhin an und in diesem Netzwerk mitarbeiten, betonte die Organisation.