Frankfurter Rundschau, 2.5.2000

Demirel-Nachfolge

Türkische Präsidentenwahl geht in die dritte Runde

ANKARA, 1. Mai (ap). Das türkische Parlament hat sich auch im zweiten Wahlgang nicht auf die Nachfolge von Staatspräsident Süleyman Demirel verständigen können. Der Kandidat der Regierungskoalition, Ahmet Necdet Sezer, verfehlte am Montag wie schon im ersten Wahlgang die notwendige Mehrheit von zwei Dritteln der Abgeordnetenstimmen. Der 58 Jahre alte Sezer erhielt 314 Stimmen; für die Wahl wären mindestens 367 Stimmen notwendig gewesen. Damit wird ein dritter Wahlgang am Freitag nötig, wobei dann die einfache Mehrheit von 276 Stimmen ausreicht. Sezers stärkster Rivale Yildirim Abkbulut landete mit 88 Stimmen weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz. Unmittelbar vor Beginn der zweiten Wahlrunde hatten drei Bewerber ihre Kandidatur zurückgezogen. Damit waren sieben Kandidaten übrig geblieben.

Demirel scheidet am 16. Mai aus dem Amt, bis dahin muss ein Nachfolger bestimmt sein. Ecevit scheiterte im vergangenen Monat mit dem Versuch einer Verfassungsänderung, um Demirel eine zweite Amtszeit zu ermöglichen. Sezer gilt als ein Politiker, von dem entscheidende Impulse für demokratische Reformen in der Türkei ausgehen könnten.