web de01.05.2000 19:41

Geständnis im Spionageprozess gegen iranische Juden

Angeklagter bestätigt Vorwurf der Agententätigkeit für Israel

Schiras/Iran (AP)

Im Spionageprozess gegen 13 iranische Juden hat einer der Angeklagten am Montag ein Geständnis abgelegt. Im staatlichen Fernsehen erklärte Dani Tefilin, er akzeptiere den Vorwurf, dass er für Israel spioniert habe. Bei einem Besuch Israels 1994 sei er für seine Tätigkeit ausgebildet worden. Auf die Frage eines Reporters, ob er allein oder mit anderen zusammengearbeitet habe, sagte Tefilin, es sei ein Spionagenetz gewesen, das versucht habe, Informationen zu sammeln und sie nach Israel zu senden.

Zuvor hatte schon der oberste Justizbeamte der Provinz Fars, Hossein Ali Amiri, bekannt gegeben, dass sich Tefilin vor Gericht schuldig bekannt habe. Allen 13 Angeklagten vor dem Revolutionsgericht in Schiras, 885 Kilometer südlich von Teheran, wird Agententätigkeit für Israel vorgeworfen. In dem Verfahren fungiert der Richter zugleich als Staatsanwalt. Israel hat die Vorwürfe gegen die 13 zurückgewiesen. Am Montag sagte der Sprecher des Außenministeriums, Aviv Scharon, er hoffe, dass die, die jetzt in Iran vor Gericht ständen, nur weil sie Juden seien, schon bald freigelassen würden.

Nach der Prozesseröffnung am 13. April hatte das iranische Fernsehen berichtet, vier der Beschuldigten hätten bereits Geständnisse abgelegt. Deren Verteidiger wiesen dies jedoch zurück. Amiri machte keine Angaben darüber, wann ein Urteil gegen Tefilin zu erwarten sei, der im vergangenen Jahr als erster Verdächtiger der Gruppe verhaftet worden war. Der Prozess werde voraussichtlich noch mehrere Wochen dauern. An der Verhandlung am Montag nahmen nach Angaben des Gerichts neben Tefilin nur zwei weitere der Angeklagten teil.

Die Verhandlung war nach dem Auftakt unterbrochen worden, um den Verteidigern mehr Zeit für die Vorbereitung zu geben. Zwei der Angeklagten wurden im Februar gegen Kaution freigelassen. Einer von ihnen, Navid Balazadeh, sagte am Montag vor dem Gerichtsgebäude, die Vorwürfe seien völlig haltlos. Er vertraue aber auf die Einsicht des Richters. Bei einem Schuldspruch drohen den Angeklagten lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Die Verhaftung der Juden im März vergangenen Jahres war international scharf kritisiert worden.

Vor der Islamischen Revolution von 1979 lebten in Iran etwa 80.000 Juden. Bis heute sind rund 25.000 im Land geblieben. Der Staat gewährt ihnen zwar Religionsfreiheit, hat aber ihre Reisefreiheit eingeschränkt und Kontakte nach Israel verboten.