Die Welt 28.4.2000

ABB, Bilfinger+Berger und MVV bündeln Aktivitäten

Neuer Mitspieler im Milliardenmarkt Wasser

Von Wolf H. Goldschmitt

Mannheim - Die Mannheimer Unternehmen ABB, Bilfinger + Berger und MVV Energie steigen mit ihrem Gemeinschaftsprojekt "Aquamundo" ins das weltweite Geschäft mit der Wasserversorgung ein. Die drei börsennotierten Firmen wollen als erstes deutsches Joint Venture den französischen Weltmarktführern Vivendi und Suez Lyonnaise des Eaux, deren Umsatzvolumen auf rund zehn Mrd. Euro jährlich geschätzt wird, Paroli bieten.

Schon vor der offiziellen Pressekonferenz zur Vorstellung des selbständigen Unternehmens am 8. Mai in Mannheim wurde gestern bekannt, wie die Aufgabenfelder bei "Aquamundo" verteilt sind. Während ABB Deutschland für die technologische Seite zuständig sein soll, zeichnet Bilfinger + Berger für die Bauarbeiten verantwortlich und die MVV Energie bringt ihr Wissen als traditioneller Wasserversorger in die Ehe ein. ABB besitzt Erfahrung auf dem Sektor Technologie bei Wasserwerken, denn eine Mannheimer Anlage steuert bereits einen Teil der Wasserversorgung von Berlin. Die MVV Energie AG ihrerseits lässt als langjähriger Betreiber von Wasserwerken im Ballungsraum Rhein-Neckar und als internationaler Anbieter von Dienstleistungen auf den Gebieten Wassergewinnung, -aufbereitung und -versorgung das nötige Know-how in die Gemeinschaftsfirma einfließen.

Alle drei Partnerunternehmen rechnen in den kommenden Jahren mit einem gewaltigen Boom auf dem Wassersektor. Nach Berechnungen der Weltbank, die in den meisten Fällen als Kreditgeber für internationale Großprojekte auftritt, liegt der weltweite Investitionsbedarf für Wasser- und Abwassereinrichtungen bis 2010 bei rund 600 Mrd. Euro, von denen 300 Mrd. Euro in Asien und 200 Mrd. Euro in Lateinamerika benötigt werden. Bereits heute haben mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Ein weiteres Standbein für das Mannheimer Gemeinschaftsunternehmen kann Europa sein, wo nach der Liberalisierung der Strommärkte die Deregulierung der Wasserbranche auf dem EU-Programm steht. Nicht zuletzt in der Abwassersparte rechnen Experten demnächst mit einem Konzentrationsprozess innerhalb Europas, dem die drei baden-württembergischen Unternehmen mit ihrem Joint Venture schon frühzeitig begegnen wollen.