Frankfurter Runschau 27.04.00

Notenbank kündigt Währungsreform an

öhl ATHEN. Die Türkei plant eine Währungsreform. Zu Beginn des nächsten Jahres, spätestens jedoch Anfang 2002 soll durch das Streichen von sechs Nullen aus einer Million alter eine neue Lira werden (siehe FR von gestern). Diese werde dem Wert von zwei Euro entsprechen, erklärt Notenbankchef Gazi Ercel. Gegenwärtig kostet ein Euro 560 000 Lira.

Der Kurs der türkischen Währung fällt stetig. Die Inflationsrate liegt weiter bei rund 60 Prozent. Bis zum Jahresende will die Regierung die Teuerung zwar auf 20 Prozent drücken. Es gilt jedoch als unsicher, ob sie dieses Ziel erreichen kann. In den ersten drei Monaten dieses Jahres wurde die Lira im Verhältnis zum Euro um 6,3 Prozent abgewertet.

Die türkische Währung hat in den zurückliegenden Jahren rasant an Kaufkraft verloren. Noch 1985 entsprachen eine Million Lira immerhin gut 6600 Mark. Heute sind es noch vier Mark. Groteske Folgen zeitigt die seit mehr als zwanzig Jahren anhaltende zweistellige Teuerung in der Justiz. Weil die Geldstrafen der Entwicklung nicht angepasst wurden, verhängen die Gerichte heute teilweise Strafen von umgerechnet zwanzig oder dreißig Pfennig. Viele Hotels sind dazu übergegangen, ihre Zimmerpreise in Dollar anzugeben und dann nach dem Tageskurs umzurechnen.