HANDELSBLATT 25.4.2000

Resonanz verhalten

Ostermärsche an mehr als 60 Orten

ap FRANKFURT/M. Mit Demonstrationen in Berlin, Hamburg und München sind die Ostermärsche am Montag zu Ende gegangen. Bundesweit zählte das Ostermarschbüro in Frankfurt am Main über die Feiertage Veranstaltungen an mehr als 60 Orten. Dabei demonstrierten Anhänger der Friedensbewegung unter anderem gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr oder Panzerlieferungen an die Türkei sowie für Abrüstung und die Abschaffung von Atomwaffen. Die Veranstalter zogen eine positive Bilanz der Aktionen, wenngleich die Resonanz eher verhalten blieb.

In Berlin demonstrierten mehrere hundert Menschen mit roten Fahnen und blauen Luftballons für den Frieden in aller Welt. Die Demonstranten zogen von der Neuen Wache über den Prachtboulevard Unter den Linden durch das Brandenburger Tor, vorbei am provisorischen Kanzleramt und dem neuen Auswärtigen Amt zur Abschlusskundgebung vor dem Berliner Rathaus. Auf Spruchbändern und Flugblättern forderten die Friedensfreunde "NATO raus aus dem Balkan", "Keine deutschen Truppen ins Ausland, egal, unter welcher Helmfarbe" und "Arbeitsplätze statt Kriegseinsätze". Weitere Losungen waren unter anderem "Schluss mit Waffenexporten", "Gewalt gehört ins Museum" und "Widerstand gegen Militarismus und Gewalt". Über die Teilnehmerzahl machte die Polizei keine Angaben. Von Beobachtern wurde sie auf knapp 1 000 geschätzt. Im vergangenen Jahr hatten unter dem Eindruck des NATO-Einsatzes im Kosovo rund 25 000 Menschen am Berliner Ostermarsch teilgenommen.

In Frankfurt am Main marschierten am Ostermontag nach Polizeiangaben rund 370 Demonstranten durch die Stadt, auf einer Abschlusskundgebung kamen rund 800 Menschen zusammen. Nach Angaben des Ostermarschbüros standen im Mittelpunkt der diesjährigen Veranstaltungen eine Fahrradstafette von Leipzig nach Schneeberg sowie Aktionen am Truppenübungsplatz in Wittstock, in der Colbitz-Letzlinger-Heide und bei Losheim in der Eifel.

Bereits am Samstag und Sonntag waren in zahlreichen Städten insgesamt mehr als 1 000 Menschen auf die Straße gegangen, um vor allem gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr zu demonstrieren. Sie verlangten die Umwidmung von Militärausgaben für soziale und kulturelle Zwecke, die Aufhebung des Wirtschaftsembargos gegen Jugoslawien und die Einstellung von Rüstungsvorhaben. Von der Bundesregierung forderten sie eine "friedenspolitische Wende".

Das Ostermarschbüro erwartete über die gesamten Feiertage etwa den gleichen Zulauf, den die Veranstaltungen im vergangenen Jahr hatten. In einer Pressemitteilung vom Montag hieß es, die vielfältigen Aktionen hätten gezeigt, "dass die Friedensbewegung eine in allen Regionen der Bundesrepublik aktive Basisbewegung ist". Die Ostermärsche sind allerdings seit den 80er Jahren in ihrer Bedeutung stark zurückgegangen.