Freie Presse (A) 22.4.2000

Proteste in Teheran gegen Berliner Iran-Konferenz

- Konservative sprechen von "anti-islamischen Entgleisungen" Aus Protest gegen eine vermeintlich anti-islamische Iran-Konferenz in Berlin sind am Freitag in Teheran etwa 10.000 Menschen auf die Straße gegangen. Die Demonstranten folgten einem Aufruf der iranischen Revolutionswächter (Pasdaran), die auf diese Weise gegen ein Treffen der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung vor zwei Wochen protestieren wollten. Die Kundgebung, an der sich vor allem Reformgegner beteiligten, verlief ohne Zwischenfälle. Wegen "anti-islamischer Entgleisungen" hat das Teheraner Revolutionsgericht auch schon mehrere Konferenz-Teilnehmer vorgeladen, die dazu Stellung nehmen sollen.

Einige Bilder von der Konferenz hatten in Iran für Aufregung gesorgt. Das von Moslem-Fundamentalisten kontrollierte Staatsfernsehen strahlte Aufnahmen aus, auf denen eine mit entblößten Armen tanzende junge Frau und - in verschwommenen Bildern - ein sich entkleidender Mann zu sehen waren. Reformorientierte iranische Teilnehmer der Konferenz, die gegen die "Provokation" protestierten, wurden von Mitgliedern der Volksmudschaheddin unterbrochen, die für den bewaffneten Sturz der Mullah-Herrschaft eintreten.

Zu der Konferenz der Heinrich-Böll-Stiftung waren 17 Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, Religion und Medien eingeladen. Die meisten kamen aus Iran. Thema der Konferenz am 7. und 8. April im "Haus der Kulturen der Welt" waren die politischen und religiösen Reformen in Iran.

(AFP)