web.de, 21.04.2000 16:25

Staatsanwalt fordert für Osman Öcalan die Todesstrafe

Aufenthaltsort des Bruders von PKK-Führer Abdullah Öcalan unbekannt

Diyarbakir (AP)

Ein Staatsanwalt in der türkischen Stadt Diyarbakir hat den PKK-Kommandeur Osman Öcalan am Freitag des Hochverrats beschuldigt und für ihn die Todesstrafe gefordert. Es gilt als wahrscheinlich, dass dem Bruder von PKK-Führer Abdullah Öcalan in Abwesenheit der Prozess wegen Separatismus und Beihilfe zum Tod Tausender Menschen in den vergangenen 15 Jahren gemacht wird. Sein Aufenthaltsort ist unbekannt.

Der Anklageschrift zufolge war Osman Öcalan verantwortlich für die Aktivitäten der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) seines Bruders in Iran und Libyen. Außerdem habe er in Nordirak terroristische Aktionen in militärischen Trainingslagern organisiert. Seit der Festnahme seines Bruders nimmt Osman Öcalan eine prominentere Rolle in der PKK ein und gilt als sein möglicher Nachfolger.

Abdullah Öcalan wurde im Februar vergangenen Jahres in Kenia verhaftet und im Juni wegen Hochverrats und Separatismus zum Tode verurteilt. Die türkische Regierung entschied jedoch, vor einer Hinrichtung Öcalans die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte in Straßburg abzuwarten. Seit seiner Verhaftung hat Abdullah Öcalan wiederholt Friedensangebote gemacht, die Kämpfer der PKK zum Rückzug aufgefordert und einen Waffenstillstand angeordnet. Die Regierung in Ankara sah darin jedoch nur einen taktischen Schritt. Viele Türken machen Öcalan persönlich für 37.000 Tote verantwortlich, die der Krieg gegen die kurdischen Rebellen im Osten des Landes seit 1984 forderte.