Sächsische Zeitung 20.04.2000

Zahl der türkischen Selbstständigen wächst weiter

Essen (dpa) - In Deutschland gründen immer mehr Türken ein eigenes Unternehmen. Nach einer am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung des Zentrums für Türkeistudien in Essen gab es im vergangenen Jahr 55 200 türkische Selbstständige in Deutschland - 4 200 oder gut acht Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt sind in diesen Unternehmen 293 000 Menschen beschäftigt, darunter 54 000 Deutsche und 29 000 Frauen und Männer anderer Nationalität. Vor zehn Jahren waren in 33 000 türkische Unternehmen in Deutschland insgesamt 100 000 Menschen angestellt. Türkische Selbstständige seien nicht mehr nur in den klassischen Bereichen wie Handel oder Gastronomie anzutreffen, sondern in allen Branchen, heißt es in der Studie. Deutsche Mitarbeiter in türkischen Unternehmen würden «mittlerweile nicht mehr als Exoten betrachtet». Der Umsatz der türkischen Betriebe habe sich seit 1985 um mehr als das Dreifache auf 50,3 Milliarden Mark im Jahr erhöht. 1998 lag der Umsatz bei 46,1 Milliarden Mark. Insgesamt seien von den türkischen Selbstständigen in vergangenen Jahr 12,4 Milliarden Mark (1998: 11,1) investiert worden. Die türkischen Staatsangehörigen sind nach der Studie mit einer Bevölkerungszahl von 2,1 Millionen und einem Anteil von 28,8 Prozent die größte Gruppe unter den 7,3 Millionen Ausländern in Deutschland. Der Anteil der Türken an der Bevölkerung liegt bei 2,5 Prozent. Bis Ende vergangenen Jahres hatten nach Angaben des Türkei-Zentrums zudem rund 319 000 Türken die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Nach einer repräsentativen Umfrage des Zentrums für Türkeistudien vom vergangenen November unter 2 014 Haushalten und 1 054 türkischen Unternehmen verfügen die 607 000 türkischen Haushalte in Deutschland durchschnittlich über ein Nettoeinkommen von 3 900 Mark im Monat. Im Vergleich zu früher werde ein wesentlich kleinerer Teil des Einkommens gespart. Knapp 16 Prozent der türkischen Haushalte haben nach der Studie Wohneigentum in Deutschland. Dies verdeutliche, «dass die Türken ihre Zukunft in Deutschland sehen und dass ihre Konsum-, Spar- und Investitionsgewohnheiten nicht mehr von der Heimatorientierung geprägt sind».