DER STANDARD (A), 13. April 2000

Eldorado für Finanz und Banker am Bosporus

CA-IB macht sich in Istanbul breiter

STANDARD-Redakteur Eric Frey aus Istanbul

In einem der heißesten Finanzplätze der Welt hat der Vorstand der CA-IB Investmentbank am Dienstagabend die Eröffnung seiner Istanbul-Repräsentanz gefeiert. Doch die Jubelstimmung im elegantem Ciragan-Palast am Bosporus wurde durch die politischen Probleme ein wenig getrübt. Das Schreckgespenst einer Regierungskrise geht um.

Wenn sich das Parlament nicht bis Mitte Mai auf einen neuen Präsidenten einigt, gibt es Neuwahlen. Der ungewöhnlichen Rechts-links-Koalition ist in den letzten eineinhalb Jahren eine politische Stabilisierung gelungen, die den jüngsten Aufschwung der Wirtschaft und der Börse ermöglicht hat. Dennoch bleibt der CA-IB-Chef Willi Hemetsberger überzeugt, dass der jüngste Anwärter für eine EU-Mitgliedschaft weiterhin ein Platz für gute Finanzgeschäfte ist. Er rechne damit, dass die Regierung überlebt und die in einem hypermodernen Gebäude untergebrachte Börse nach der Vervielfachung im Vorjahr (plus 255 Prozent) auch heuer wieder kräftig steigt. Die Regierung sei auch auf einem guten Weg, die horrende Inflation von über 60 Prozent zu dämpfen.

Die CA-IB will mit ihrem neuen Büro in Istanbul intensiv bei der geplanten Privatisierung von Staatsbetrieben mitmischen. Als Co-Lead-Manager beim Verkauf des Raffineriekonzerns Tupras an ausländische Investoren wurde die Bank-Austria-Tochter zwar von der aktuellen Marktschwäche erwischt, aber von allen Konsortiumsmitgliedern habe man am besten abgeschnitten, sagte Hemetsberger. Derzeit arbeiten zwei Analysten für die CA-IB in Istanbul, Türkei-Chef Haydar Acun sitzt in London. Wenn der Markt weiter wächst, will die CA-IB rasch ausbauen.