Rhein-Neckar-Zeitung 06. 04. 2000

US-Angebot zu besseren Beziehungen geht Iran nicht weit genug

Teheran (dpa) - Die iranische Regierung hat zurückhaltend und mit neuen Forderungen auf das Angebot der USA regiert, die Beziehungen beider Staaten zu verbessern. Knapp drei Wochen nach einem entsprechenden Vorstoß von US-Außenministerin Madeleine Albright bezog ihr iranischer Kollege Kamal Charrasi erstmals ausführlich Stellung. Er begrüßte den Schritt der USA, soweit er die «Beendigung der Feindseligkeiten» betreffe. Um aber in eine neue Ära einzutreten, bedürfe es «konkreter Zeichen des guten Willens und der Rücknahme haltloser Beschuldigungen», sagte der Außenminister am Mittwoch vor Journalisten in Teheran.

Madeleine Albright hatte am 17. März nach dem Sieg der Reformer bei der Parlamentswahl in Iran in einer Rede einen Neuanfang in den seit 1979 sehr gespannten Beziehungen zu Teheran angekündigt. Sie versprach eine Lockerung der Wirtschaftssanktionen. Außerdem entschuldigte Albright sich indirekt für die Rolle der USA bei einem Putsch im Jahr 1953 und im Krieg zwischen Iran und dem Irak 1980-88.

Charrasi zeigte sich erfreut über die von den USA geplante Wiederaufnahme von Getreidelieferungen. Die amerikanische Rhetorik erzeuge bei der iranischen Regierung und im Volk aber nach wie vor Skepsis. Im Ton freundliche Botschaften würden durch wiederholte grundlose Behauptungen «praktisch vergiftet», meinte Charassi. Die USA hatten Iran mehrmals Menschenrechtsverletzungen und die Produktion von Massenvernichtungswaffen vorgeworfen.

Charassi forderte die USA zugleich auf, die dort eingefrorenen iranischen Guthaben freizugeben. Außerdem verlangte er, Iran den Export von Ergas und Erdöl nach Europa zu erlauben.