Ostsee-Zeitung 6.4.2000

Umfangreiches PKK-Material sichergestellt

Razzia gegen verbotene Kurdenpartei

Zu einem Schlag gegen die verbotene Kurdenpartei PKK haben die Staatsanwaltschaft Rostock und die Polizei gestern ausgeholt. 280 Beamte waren an der landesweiten Aktion beteiligt.

Ribnitz-Damgarten/Rostock (OZ) "Wir konnten umfangreiches Beweismaterial sicherstellen", so die Sprecherin der Rostocker Staatsanwaltschaft Kerstin Grimm in einer ersten Stellungnahme gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG. Waffen, die die Ermittler vor dem Einsatz noch vermuteten, fanden sie nicht.

Neben Propagandamaterial für die PKK wie politischen Flugblättern und Symbolen wurden verdächtige Banküberweisungsformulare bei der Aktion unter der Federführung des Landeskriminalamtes (LKA) sichergestellt. So wird vermutet, dass aus M-V Gelder an die linksgerichtete PKK fließen. Besonders groß sei die Ausbeute auf der Insel Rügen gewesen.

38 türkische Einrichtungen, Vereine, Geschäfte und Privatwohnungen wurden landesweit zeitgleich durchsucht. 280 Beamte von Bereitschaftspolizei und Kripo waren im Einsatz. Die Einsatzkräfte setzten auf den Überraschungseffekt. Mit mehreren Mannschaftswagen fuhren sie vor, drangen von mehreren Seiten in die Objekte ein, durchsuchten Personen, Geschäftsräume und Fahrzeuge.

Eines der betroffenen Geschäfte war ein Döner-Imbiss in Ribnitz-Damgarten. Drei Stunden dauerte die Durchsuchung, das Geschäft blieb während der Zeit geschlossen. "Ich kam mir vor wie ein Verbrecher, musste die Beine grätschen und mich abtasten lassen", so der Inhaber. Er und seine deutsche Angestellte hätten keinen Verständnis für die Härte des Einsatzes. Er, der seit sechs Jahren in Deutschland lebt und das Geschäft seit 1996 betreibt, habe nie etwas mit der PKK zu tun gehabt, sei Türke und kein Kurde. "Nicht jeder mit schwarzen Haaren ist ein Kurde", sagte er verbittert. Lieferscheine und einen Überweisungsträger hätten die Beamten beschlagnahmt. Kritik übte er am Vorgehen der Einsatzkräfte: "Aschenbecher gingen zu Bruch, sie haben meine Privatsachen durchstöbert." "So etwas habe ich nicht mal in Krimis gesehen", ergänzte seine Angestellte.

Das Landeskriminalamt rechtfertigte das Vorgehen als einzige Möglichkeit, wirksam die Unterstützer der PKK ausfindig zu machen. "Wir wollen die verbotene Unterstützung an die PKK aus dem Land in den Griff bekommen", sagte LKA-Sprecher Bernd Fritsch. Seit dem vergangenen Jahr lägen Hinweise auf illegales, teilweise gewaltsames Eintreiben von Spenden für die Kurdenpartei vor.

ANDREAS EBEL