Süddeutsche Zeitung, 29.3.2000

Sponeck geht, Saddam bleibt

Die Begegnung mit einem Diktator vom Schlage Saddam Husseins ist sicher keine Ehre und schon gar kein Vergnügen - besonders nicht für einen Mann wie Hans von Sponeck. Den aus Bagdad scheidenden Koordinator des humanitären UN-Hilfsprogrammes für den Irak muss bei allem Mitgefühl für das irakische Volk ein solches Treffen besonders schmerzen. Denn sein Vater wurde von einem anderen Diktator, von Adolf Hitler, hingerichtet. Sponeck gibt nun seinen UN-Posten in Bagdad aus Protest auf: Er ist der Meinung, das Handelsembargo schade den meisten der 22 Millionen Irakis und nütze nur einem - Saddam Hussein.

Dem Menschen Hans von Sponeck mag die Begegnung zum Abschied mit dem Folterer von Bagdad peinlich sein. Der UN-Diplomat Sponeck muss, wie einst sein Vorgesetzter Kofi Annan, diplomatische Raison bewahren und der Einladung - oder war es eine Vorladung ? - Folge leisten. Saddam, dem das Schicksal seines Volkes gleichgültig ist, hat dabei Sponecks Engagement für die Menschen seines Landes gewürdigt. Das nennt man Propaganda.

Dass Saddam den Propagandakrieg gewinnt, ist die Befürchtung der USA. Doch besonders Amerika liefert dem irakischen Regime immer wieder neue Munition. Kontrakte über Warenkäufe im Wert von über einer Milliarde Dollar, die der Irak ganz legal unter UN-Aufsicht geschlossen hat, werden derzeit von Amerika blockiert. Dieses Embargo im Embargo bestätigt Sponecks Kritik daran, dass die umfassende Blockade den Irak auf den Status eines Dritte-Welt-Landes zurückgeworfen hat. So drehen sich die Argumente im Kreis - und Saddam herrscht weiter.

fl.