Allgemeine Zeitung (Main-Rhein), 21.3.

Unterschriften mit Gewicht

Amnesty will türkischem Menschenrechtler helfen

Die Türkei-Gruppe von amnesty international in Mainz setzt sich für die Rechte politisch Verfolgter und nationaler Minderheiten in der Türkei ein. Gestern wurden die Passanten am Leichhof aufgefordert, mit Unterschriften ihren Beitrag zu leisten.

Von Daniela Mohr

Seit 30 Jahren engagieren sich Mainzer Bürger bei amnesty international (ai) für die Rechte politisch Verfolgter. In zwei regionalen Gruppen arbeiten 30 Ehrenamtliche mit den Schwerpunkten Türkei und Südost-Asien. "Dabei geht es vor allem", so ai-Mitarbeiterin Rita Zimmermann, "um Öffentlichkeit. Das ist das Wichtigste."

Die gestrige Aktion lenkte den Blick auf Akin Birdal, den ehemaligen Vorsitzenden des türkischen Menschenrechtsvereins IHD. Birdal hat sich wiederholt für die Interessen der kurdischen Volksgruppe in der Türkei ausgesprochen. Nachdem Birdal 1998 einen politisch motivierten Anschlag nur knapp überlebte, soll er in dieser Woche trotz seines bedenklichen Gesundheitszustandes erneut in Haft genommen werden. Das Vorgehen gegen Birdal bildet laut ai keine Ausnahme. Die Nachforschungen des Vereins und des europäischen Gerichtshofs belegten, so Rita Zimmermann, dass in der Türkei nach wie vor gefoltert und ohne gerichtliche Grundlage inhaftiert werde: "Das ist gängige Methode und kein Einzelfall."

Die Passanten am Leichhof waren aufgefordert, mit ihrer Unterschrift die Arbeit der Menschenrechtler in der Türkei zu unterstützen. Die "Menschenrechtswaage", von Alzeyer Berufsschülern für ai gebaut, demonstrierte, dass jede Unterschrift schwer wiegt auf dem Weg in die Freiheit politisch Verfolgter.

Anlass der Aktion war das kurdische Neujahrsfest Nevros, das vom 20. auf den 21. März begangen wird. In der Stadt Mainz leben etwa 1500 Kurden. Viele von ihnen, vor allem Frauen, feierten am Sonntag in der Rheingoldhalle den Beginn des neuen Jahres. Ziel sei es, so Zimmermann, dass das Fest von Türken und Kurden gemeinsam begangen werde. Wo Integration gelinge, sei dies schon möglich.