afp, 21.3.2000

Bundesregierung: Keine Geheimabsprache über Panzer

Die Bundesregierung hat einen türkischen Zeitungsbericht zurückgewiesen, wonach die Lieferung von Leopard-Panzern an die Türkei bereits beschlossene Sache sein soll. Dies sei eine "wirklich absurde Spekulation", sagte Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye. Auch das Verteidigungsministerium widersprach dem Bericht. Die Annahme, Minister Rudolf Scharping hätte die türkische Regierung um eine Zusage für den Leopard gegeben sei "falsch und abwegig", erklärte das Ministerium.

Regierungssprecher Heye betonte, die Türkei wolle erst im Juli darüber entscheiden, aus welchem Land sie die Panzer kauft. Bei der deutschen Regierung liege weiterhin lediglich eine Voranfrage des Produzenten vor. Auch nach Darstellung der türkischen Regierung ist über die Beschaffung von 1000 Kampfpanzern für umgerechnet rund 14 Milliarden Mark nicht entschieden.

Die englischsprachige "Turkish Daily News" hatte berichtet, Scharping habe bei seinem Türkei-Besuch Spekulationen zufolge im vergangenen Dezember um eine verbindliche Zusage der türkischen Seite für den Leopard gebeten und diese auch erhalten. Die türkischen Militärs hätten in der Vergangenheit stets den Eindruck vermittelt, sie wollten den Leopard-Panzer kaufen. Während die Türkei beim ebenfalls milliardenschweren Kampfhubschrauber-Geschäft den deutsch-französischen Bewerber gestrichen habe und einer US-Firma zuneige, habe der Leopard beim Panzergeschäft gute Chancen. Diese Haltung werde als Versuch Ankaras gesehen, eine Balance zwischen Europa und den USA zu erreichen.

Zur Zeit werden ein Leopard-Testpanzer und drei ebenfalls an der Ausschreibung beteiligte Panzer aus den USA, Frankreich und der Ukraine von der türkischen Armee unter Winterbedingungen erprobt. Die Entscheidung zur Entsendung des deutschen Testpanzers hatte die Berliner Koalition im vergangenen Herbst in eine Krise gestürzt.