Stuttgarter Nachrichten, 20.3.2000

Verbot von Folter gefordert

Demonstration für Freilassung politischer Gefangener

Freiheit für alle weltweit politischen Gefangenen und ein Verbot von Folter und Abschiebung fordern am Samstag rund 100 Sympathisanten linker Gruppen bei einem Aktionstag auf dem Stuttgarter Schloßplatz. Zu Ausschreitungen kommt es nicht.

Solche Bilder bleiben haften. Bilder von verstümmelten Menschen, die als politische Gefangene in türkischen Gefängnissen bestialisch zu Tode gefoltert wurden. So jedenfalls steht es über diesen Zeugnissen brutalster Gewalt geschrieben, die am Samstag von einer Gruppe Kurden in die Höhe gehalten wurden.

Wie ein weltweites Verbot von Folter und Abschiebung wird an diesem von der linken Kampagne Libertad ausgerufenen Tag der politischen Gefangenen aber auch die bedingungslose Freilassung noch inhaftierter RAF-Terroristen wie Christian Klar oder Andrea Klump gefordert. ¸¸Christian sitzt seit 20 Jahren, er ist schwer krank, seine Strafe hat er längst abgesessen, und die RAF gibt es auch nicht mehr'', sagt etwa der 21-jährige Jörg aus Esslingen, der in einer Schule für geistig Behinderte arbeitet und sich selbst zur harten linken Szene zählt.

¸¸Ich bin sauer'', steht auf einem seiner wenigen Buttons, und sauer ist Jörg vor allem auf ¸¸Nazis aller Art''. Auch auf die Wiener Polizisten ist er nicht gut zu sprechen. Die hätten ihn vor drei Wochen bei einer Anti-Haider-Demo aus dem Auto gezerrt, geprügelt und bestohlen, behauptet er. Doch auch ohne Stiefel und das zerstörte Handy habe er ¸¸ weiter gegen Haider demonstriert''.

Die Demonstration am Samstag in Stuttgart bleibt friedvoll. Zu Ausschreitungen kommt es weder bei der genehmigten Kundgebung auf dem Schloßplatz noch bei der anschließenden Demonstration vor dem Gefängnis in Stammheim. mz