Ruhr Nachrichten, 20.3.2000

Politisches Volksfest in den Westfalenhallen

15 000 Kurden feierten friedlich ihr Neujahr

(snf) "Das Wort Frieden ist in allen Sprachen eines der schönsten", so steht es im Beschluss des Friedensprojektes der PKK vom Januar 2000. Nach dieser Devise feierten am Sonntag mehr als 15 000 Kurden aus ganz Nordrhein-Westfalen ihr Neujahrsfest in der Westfalenhalle.

Dichtes Gedränge im Rundgang, volle Sitzreihen auf den Tribünen, bunte Flaggen und Bilder der kurdischen Helden wie Abdullah Öcalan, Vorsitzender der PKK, der kurdischen Arbeiterpartei. Rund um den Westfalenhallenkomplex waren zahlreiche Polizeibeamte im Einsatz, die jedoch keine gewaltsamen Ausschreitungen erwarteten, sondern sich wegem zeitgleicher Veranstaltungen (Creativa, BVB-Spiel) vor allem dem Verkehr widmen mußten.

"Newroz" ist der höchste nationale Feiertag der Kurden, an dem nicht nur das neue Jahr begrüßt wird, sondern schon seit mehr als 2000 Jahren als Tag der Befreiung gefeiert wird. Der Sage nach befreite ein kurdischer Schmied die Völker des mittleren Ostens von grausamer Tyrannei. Symbol dieses Kampfes für Frieden und Freiheit ist eine brennende Fackel.

"Newroz 2000" steht unter dem Motto "Frieden und Demokratie anstatt Krieg und Unterdrückung". Mit dem Ende des bewaffneten Kampfes der PKK in der Türkei soll ein neuer, friedlicher Weg beschritten werden. "Wir wollen den Konflikt beenden und gleichberechtigt als Kurden und Türken in einem Land zusammenleben", erklärt Demir Mehmet, einer der Organisatoren des Newroz in Dortmund. Der Beschluss der PKK sei in der europäischen Politik positiv aufgenommen worden, so Mehmet. "Wir wollen die Kurdenfrage auf politischem Wege lösen." Unterstützung signalisierten auch Ulla Lötzer (Abgeordnete der PDS) und Jamal Karsli (Abgeordneter der Grünen). Wie die Vertreter der kurdischen Verbände begrüßten sie die Rückbesinnung auf eine friedliche Lösung.

Doch Newroz ist nicht nur politisch bedeutsam, sondern vor allem ein Feiertag: Auf der Bühne verbreiteten Musiker, Sänger und Tanzgruppen bis in den Abend hinein folkloristische Feststimmung. Und im Publikum stand die Freude alte Freunde wieder zu sehen und neue kennenzulernen, dem politischen Bewusstsein kaum nach.