Frankfurter Neue Presse, 10.3.2000

Offen über politische Lösungen diskutieren

Von Andreas Fischer

Grävenwiesbach. Weit weg ist der Krieg in der Türkei, und nur gelegentlich wird er in unser Bewusstsein gerückt, wenn Berichte über Aktionen der PKK in Deutschland oder Anschläge und Angriffe in der Türkei die Zuschauer auf diesen Konflikt aufmerksam machen.

Der "Dialog-Kreis" hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf eine politische Lösung dieses Konfliktes hinzuarbeiten. Koordinator dieser Aktionen ist der Grävenwiesbacher Professor Dr. Andreas Buro. "Der ,Dialog-Kreis' ging von einem Appell aus, den 1995 rund 150 Prominente aller politischen Richtungen unterzeichneten", berichtet er. Auch dieser Aufruf sei auf eine Beendigung der Kriegshandlungen gerichtet gewesen. Rasch habe man indes einsehen müssen, dass es nur mit einem einmaligen Appell nicht getan sei, weitere Aktivitäten müssten folgen.

Es gibt zahlreiche positive Vorbilder

Der Dialog-Kreis habe es sich nun zur Aufgabe gemacht, diese Ziele weiterzuführen. Gespräche und Verhandlungen müssten endlich beginnen, um das künftige friedliche Zusammenleben beginnen zu lassen. Zahlreiche positive Vorbilder gebe es: So gäben die Beispiele von Südafrika, Palästina und Irland Anlass zur Hoffnung, dass ähnliche Entwicklungen auch in der Türkei Raum greifen könnten. Dringend notwendig sei eine solche Entwicklung, denn der seit Jahren währende Krieg habe auch Auswirkungen auf Deutschland, behindere die Austragung der innertürkischen Konflikte in unserem Land doch die Bemühungen, zu einer friedlichen Lösung in der Türkei zu kommen.

Vier strategische Aufgaben hat sich der Dialog-Kreis gestellt, der keine feste Mitgliedschaft kenne, wie Buro betont. Das Tabu einer offenen Diskussion über eine politische Lösung, das in der Türkei nach wie vor herrsche, müsse überwunden werden.

Der Appell müsse auf andere Länder ausgeweitet werden, damit sich auch dort Prominente für eine Lösung einsetzten.

Die Nato-Regierungen, die enge Beziehungen zur Regierung in Ankara unterhielten, müssten aufgefordert werden, auf eine politische Lösung hinzuwirken. Schließlich müssten in Deutschland mehr "Runde Tische" zwischen Deutschen, Türken und Kurden entstehen.

Dazu hat der Kreis verschiedene Arbeitsformen entwickelt. Symposien mit einer weiteren politischen Beteiligung sollen helfen, Informationen über die Lage in der Türkei zu vermitteln. Auch humanitäre Hilfe wurde schon auf den Weg gebracht. Eine wichtige Informationsquelle für alle Interessierten sind auch die "Nützlichen Nachrichten", die der Kreis vierteljährlich herausgibt.

Informationen über die Arbeit des Dialog-Kreises gibt es bei der Geschäftsstelle, Telefon (0 22 03) 1 26 76 oder beim Koordinator Andreas Buro, Telefon (0 60 86) 30 87.