Rhein Neckar Zeitung, 8.3.2000

Pro Asyl fordert besseren Schutz für verfolgte Frauen

Frankfurt/Main (dpa) - Die Arbeitsgemeinschaft für Flüchtlinge Pro Asyl verlangt bessere rechtliche Grundlagen zum Schutz verfolgter Frauen aus dem Ausland in Deutschland. Es dürfe nicht länger so sein, dass selbst schwerste Verletzungen von Frauen beim Asylverfahren in Deutschland unerheblich blieben, so lange die Verletzungen nicht vom Staat ausgegangen seien, sagte Pro Asyl-Sprecher Heiko Kauffmann am Dienstag in Frankfurt. Flucht sei für viele Frauen die einzige Chance, um sexueller Gewalt zu entgehen.

Vergewaltigung oder genitale Verstümmelung werde meist nicht als Methode systematischer Verfolgung erkannt, sondern als Übergriff Einzelner bewertet. «Die rot-grüne Bundesregierung hat einen besseren Schutz verfolgter Frauen versprochen. Bisher ist dies noch immer nicht geschehen», sagte Kauffmann. Die deutsche Rechtsprechung und Asyl-Anerkennungspraxis, nach der Verfolgung vom Staat ausgehen oder ihm zuzurechnen sein müsse, widerspreche den völkerrechtlichen Bestimmungen der Genfer Flüchtlingskonvention.