Frankfurter Rundschau, 4.3.2000

Kurde Ayhanci erhofft Rückkehr

"Nach Abschiebung in Türkei gefoltert" / Außenamt aktiv

Von Ursula Rüssmann

FRANKFURT A. M., 3. März. Bei den Unterstützern des nach seiner Abschiebung in die Türkei mutmaßlich gefolterten Asylbewerbers Hüseyin Ayhanci keimt Hoffnung, dass der Kurde in die Bundesrepublik zurückkehren darf. Ayhancis Angaben, er sei Ende Januar von Angehörigen der Anti-Terror-Abteilung Izmir verschleppt und misshandelt worden, haben offenbar das deutsche Generalkonsulat in Izmir und das Auswärtige Amt auf den Plan gerufen. Zwar liegt die formale Entscheidung über Ayhancis Wiedereinreise bei der Ausländerbehörde des Main-Kinzig-Kreises, die Ayhanci im November abgeschoben hatte. Wie die FR erfuhr, soll das Generalkonsulat aber bei der Information des Auswärtigen Amtes und des Kreises "deutliche Worte" gefunden haben, die Ayhancis Rückkehr unterstützen. Zugleich ist seine noch im Main-Kinzig-Kreis lebende Familie (Frau und sieben Kinder) akut von Abschiebung bedroht, nachdem kürzlich ein neuer Asylfolgeantrag abgelehnt wurde. Ayhanci war nach eigenen Angaben am 28. Januar im westtürkischen Izmir von drei Zivilbeamten verschleppt und einen Tag lang mit Stromstößen, Schlägen und durch Einklemmen der Beine gefoltert worden. Dabei sei er über die kurdische Exilopposition verhört worden. Der Kurde erstattete Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Izmir. Ein Bericht des Gerichtsmedizinischen Institutes der Stadt vom 2. Februar bescheinigt ihm diverse Blutergüsse an Kopf, Rücken und Armen. Beim deutschen Generalkonsulat, das am ersten Verhandlungstermin teilnahm, beantragte Ayhanci schließlich die Wiedereinreise. Er wird von türkischen Menschenrechts-Organisationen betreut.

Nach Ansicht der Flüchtlings-Hilfsorganisation Pro Asyl belegen die Vorgänge um Ayhanci erneut, "dass keineswegs nur hochrangige PKK-Funktionäre in der Türkei gefährdet sind". Ayhanci etwa habe offensichtlich als Spitzel rekrutiert werden sollen. Scharf lehnt Pro Asyl denn auch Versuche von Innenminister Otto Schily (SPD) ab, Abschiebungen in die Türkei durch Absprachen mit Ankara zu erleichtern. Dagegen erntet das Auswärtige Amt für seinen inzwischen kritischeren Kurs gegenüber Ankara verhaltenes Lob aus der Menschenrechtler-Ecke.