Frankfurter Rundschau, 16.2.2000

Kommentar

Ausgespielt

Ein Panzer zum Anschauen ist ein Versprechen: Da kommmt noch mehr

Von Karl Grobe

Ein Panzer zum Anschauen ist ein Versprechen: Da kommmt noch mehr. Es muss nur bestellt werden, meine Herren. So hat das türkische Untersekretariat für die Rüstungsindustrie (SMM) die deutsche Leo-2A6-Lieferung verstanden, testet noch ein bisschen und will - ein Firmen-Ehrenwort genügt da nicht - nun eine feste Liefer-Zusage für den Fall, dass der Leo aus dem Hause Krauss-Maffai den Test besteht. Aber nein, der Leo war ein Muster, die Entscheidung hat Zeit, beruhigt die Bundesregierung die Deutschen und die Kenner der Versandvorschriften; man wird sehen, später einmal. Das war, mit einer vorsichtigen Metapher aus dem weiten Bereich des Fußballsports umschrieben, eine ungeschickte Faustabwehr. Der Ball ist wieder im deutschen Regierungs-Strafraum; mal sehen, wer das Eigentor fabriziert. Von der Südflanke der Nato her ist die Viererkette jedenfalls klassisch ausgespielt worden.

Ernsthaft: Die Gründe, die gegen eine Rüstungslieferung dieser Art sprechen, lagen schon vor der Muster-Lieferung auf dem Tisch. Sie sind so gut und so stark wie eh und je. Kanzler und Außenminister haben sie wegzutricksen versucht. Nun haben sie einiges zu erklären. Die Herren Schröder und Fischer dem Herrn Cem, der gerade zu Besuch an der Spree ist? Peinlich genug, wenn sie nach Absage-Worten suchen müssen. Die rot-grünen Politiker Schröder und Fischer den Wählern und den Parteifreunden? Wenn sie nicht ab-, sondern zusagen, werden sie wieder einmal um Worte verlegen sein, die das zu beschreiben hätten, was eigentlich rot-grüne Politik ist.