Frankfurter Neue Presse, 12.2.2000

Haider verlangt von Türken Beweise für ihre "Österreich-Tauglichkeit"

Istanbul. FPÖ-Chef Jörg Haider hat den in Österreich lebenden Türken mangelnde Integrationsbereitschaft vorgeworfen. Die Türken in Österreich wollten türkisch bleiben, sagte Haider der türkischen Zeitung "Hürriyet". Die österreichische Staatsbürgerschaft gebe es jedoch nicht umsonst. Jeder der sich um sie bewerbe, müsse zunächst beweisen, dass er es wert sei in dem Land zu leben. Viele junge Türken weigerten sich, die österreichische Staatsbürgerschaft anzunehmen und dafür ihre türkische aufzugeben. "Dann ist das Euer Problem, entscheidet Euch", habe er den jungen Türken gesagt.

In dem Interview meinte Haider, die Zahl der Ausländer in österreichischen Schulen sei inzwischen so hoch, dass österreichische Kinder nicht mehr ihre Muttersprache lernen könnten. Deshalb setze er sich dafür ein, dass der Ausländeranteil in Klassen auf 30 Prozent gesenkt werde. Haider beteuerte, dass seine Partei nicht ausländerfeindlich sei. "In unserer Partei gibt es auch Türken". Die Türkei sei ein Teil Europas. Falls Europa der Türkei den Rücken zukehre, könnte vielleicht ein islamischer Staat entstehen. Dies, so der FPÖ-Chef, würde ihm "mehr Angst" machen.

Haider wies erneut Kritik am FPÖ-Programm zurück. Deutschland und Großbritannien hätten weitaus schärfere Ausländergesetze als Österreich. Das Einwanderungsproblem müsse angegangen werden, sonst könnte es zu sozialen Unruhen kommen. In Österreich leben etwa 170 000 Türken.

Nach Angaben des österreichischen Radios ORF verlangt eine israelische Staatsbürgerin von Haider die Rückgabe seines Landbesitzes. Die 73-jährige Noemi Merhav ist die Tochter eines jüdischen Geschäftsmannes, dem bis 1939 der 16 Quadratkilometer große Besitz im Kärntner Bärental gehört hatte. Er war 1939 im Zuge der "Arisierung" jüdischen Vermögens gezwungen worden, diesen an einen Onkel von Haider zu verkaufen. Haider, der das Bärental geerbt hat, sagte, er sehe der Klage "gelassen entgegen". Die früheren jüdischen Besitzer des Forstbetriebes seien mit 120 000 Dollar entschädigt worden. Damit seien alle Ansprüche abgegolten worden. Die jetzige Klage sei "einfach aus der politischen Situation heraus geboren, weil in dem grenzenlosen Hass, der von manchen Linken in der Welt geschürt wird, jetzt alles versucht wird", meinte der FPÖ-Chef. Frau Merhav sagte, die wolle überprüfen lassen, ob die Entschädigung zulässig gewesen sei. Diese habe nämlich nur etwa zwei Prozent des Wertes des Bärentales entsprochen. (dpa/ap)