Frankfurter Rundschau, 9.2.2000

Dialog ohne Gesprächspartner

Verhandlungen über Zypern auf Ende Mai verschoben

Von Pierre Simonitsch (Genf)

Eine Woche Beschäftigungstherapie als Pflichtübung - so lässt sich die am Dienstag in Genf abgeschlossene Runde der Zypernverhandlungen beschreiben. Der völkerrechtlich anerkannte Staatschef Zyperns, Glafkos Klerides, und der Präsident der selbstproklamierten "Türkischen Republik Nordzypern", Rauf Denktasch, bekamen einander kein einziges Mal zu Gesicht. UN-Vermittler Alvaro de Soto spielte den Briefträger. Trotz der vorhergesehenen Ergebnislosigkeit der indirekten Gespräche zwischen den Führern der beiden Volksgruppen auf Zypern sagte UN-Untergeneralsekretär de Soto: "Wir haben die Ausgangslage für echte Verhandlungen geschaffen. Der Zug steht jetzt auf den Schienen."

Hintergrund dieser optimistischen Äußerung ist, dass die USA Druck ausüben, bei der nächsten Verhandlungsrunde vom 23. Mai an in New York Fortschritte in Richtung auf eine Lösung der Zypernfrage zu erzielen. Das Genfer Treffen kam nur deshalb zustande, weil alle betroffenen Staaten abgemacht hatten, die Konfliktparteien müssten sich alle sechs Monate begegnen. Sonst könnte das internationale Interesse am Schicksal der geteilten Insel völlig erlahmen.

Von der Genfer Runde wurden keinerlei Ergebnisse erwartet, weil im türkischen Teil Zyperns im April "Präsidentschaftswahlen" stattfinden. Denktasch muss sich mit fünf Herausforderern messen und kann im Moment keine Zugeständnisse machen. Eine der Arbeitsgrundlagen für die Gespräche ist es, eine Föderation oder Konföderation zwischen beiden Landesteilen zu schaffen. Griechen und Türken sind aber sowohl in den territorialen wie in den konstitutionellen Fragen uneinig.