Frankfurter Neue Presse, 5.2.2000

Schulte die türkische Hisbollah Anhänger des "Kalifen von Köln"?

Istanbul. Die Anhänger des radikalislamischen "Kalifen von Köln", Metin Kaplan, sollen Kontakte zu der Terrororgruppe Hisbollah in der Türkei gehabt haben. Im vergangenen Jahr seien etwa 30 Kaplan-Anhänger in die Türkei gereist und hätten an Treffen der Hisbollah (Partei Gottes) in Batman und Diyarbakir im Osten des Landes teilgenommen, berichtete die türkische Nachrichtenagentur Anadolu gestern unter Berufung auf Geheimdienstberichte. Hisbollah-Aktivisten sollen die Kaplan-Leute unter anderem zu Themen wie Entführung und Verhörmethoden geschult haben.

Die Türkei wird derzeit von einer Mordserie der Hisbollah erschüttert. Bei Durchsuchungen und Grabungsarbeiten im ganzen Land wurden bisher 58 Opfer der Hisbollah entdeckt. Bei den Opfern handelt es sich zumeist um Geschäftsleute, die einen moderaten Islam vertreten haben.

Der als "Kalif von Köln" bekannte Türke Metin Kaplan muss sich vom 8. Februar an vor dem Staatsschutzsenat des Düsseldorfer Oberlandesgerichts verantworten. Die Bundesanwaltschaft wirft dem 47-jährigen Rädelsführerschaft in einer kriminellen Vereinigung und öffentliche Aufrufe zu Straftaten vor. Die Kaplan-Anhänger kämpfen ebenso wie die Anhänger der türkischen Hisbollah für die Errichtung eines Gottesstaates in der Türkei. (dpa)