Neue Züricher Zeitung, 1.2.2000

Annan eröffnet neue Zypern-Gespräche in Genf

Keine direkten Verhandlungen in Sicht

jpk. Genf, 31. Januar

Uno-Generalsekretär Kofi Annan hat am Montag in Genf eine neue Runde der Zypern-Verhandlungen eröffnet. Annan traf dabei am Vormittag zu getrennten Gesprächen mit dem Führer der Griechischzyprioten, Klerides, und dem Führer der Türkischzyprioten, Denktasch, zusammen. Am Nachmittag fanden erste Treffen mit Vertretern Griechenlands und der Türkei statt. Gegenüber Journalisten bezeichnete Annan die Gespräche als äusserst nützlich, warnte aber gleichzeitig vor zu grossen Erwartungen. Die Gespräche befänden sich immer noch in der Vorbereitungsphase, in der keine direkten Verhandlungen vorgesehen seien, sondern erst versucht werde, die Grundlagen für die Aufnahme umfassender Verhandlungen zur definitiven Beilegung des Zypern-Konfliktes zu schaffen. Die Verhandlungsrunde in Genf wird zwischen einer Woche und zehn Tagen dauern, anschliessend ist eine dritte Runde im Sommer vorgesehen. Effektive Verhandlungen werden nach Angaben Annans erst danach aufgenommen werden, und mit einem Abschluss dieser substantiellen Gespräche kann frühstens Ende des Jahres gerechnet werden.

Zentrale Themen der Genfer Verhandlungen sind nach Angaben Annans wie bereits bei der ersten Gesprächsrunde im vergangenen Jahr in New York Fragen der Sicherheit, die Aufteilung der Macht und des Territoriums sowie Landrechte. Auf Fragen von Journalisten räumte Annan allerdings ein, dass bei den Verhandlungen in Genf auf Wunsch einer der beiden Parteien - Denktasch hatte im Vorfeld der zweiten Runde auf eine Erweiterung der Verhandlungsagenda gedrängt - nun auch weitere Themen erörtert werden. Um welche es sich dabei handelt, wollte der Uno-Generalsekretär aber nicht erläutern. Er betonte, die beiden Parteien hätten sich aus Rücksicht auf den laufenden Verhandlungsprozess zu einem absoluten Stillschweigen über den Verlauf der Gespräche geeinigt. Annan liess aber durchblicken, dass die Verhandlungsatmosphäre nicht schlecht sei. Die Annäherung zwischen der Türkei und Griechenland in den vergangenen Wochen und der Entscheid von Helsinki, die Türkei in den Kreis der EU-Bewerber aufzunehmen, hätten zur Verbesserung der Voraussetzungen für die Verhandlung beigetragen.

Trotz der Annäherung zwischen den beiden Schutzmächten ist allerdings keine Aufweichung der bisherigen Positionen bei den zypriotischen Parteien zu erkennen. Denktasch hat bisher in keinerlei Weise zu erkennen gegeben, dass seine Regierung zum Verzicht auf einen unabhängigen türkischzypriotischen Staat bereit wäre. Denktasch lehnt deshalb auch weiterhin eine zypriotische Föderation ab.