taz Hamburg, 25.1.2000

56 Tage hungern

Erste Verhandlungen, um Protestaktion gegen Isolierhaft in Hamburg zu beenden

Der im Hamburger Untersuchungsgefängnis (UG) inhaftierte Ilhan Yelkuvan setzt heute am 56. Tag seinen Hungerstreik fort. Das erklärte gestern sein Anwalt Eberhard Schultz nach einem Besuch im UG. Der wegen Mordes einsitzende Funktionär der türkisch-kurdischen DHKP-C (Revolutionäre Volksbefreiungsfront/Partei) versucht durch sein "Todesfasten" die Aufhebung der Isolationshaft durchzusetzen, die vom Staatsschutzsenat des Hanseatischen Oberlandesgerichts (OLG) angeordnet worden ist.

Über eine Beschwerde gegen das gerichtliche Haftstatut hat das Bundesverfassungsgericht noch nicht entschieden, da offenkundig Bewegung in den Disput zwischen Verteidigung und Gericht gekommen ist. So ist der OLG-Senat wohl nunmehr grundsätzlich bereit, Yelkuvans Verlegung in die Justizvollzugsanstalt Vierlande zuzustimmen. Dort hatte der 34-Jährige bereits vor Beginn des Prozesses unter normalen Haftbedingungen eingesessen, als noch der Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof für ihn zuständig war. Unklar ist aber noch immer, in welchem Umfang das Oberlandesgericht Lockerungen der Isolierhaft zuläßt. "Es laufen Verhandlungen", so Schultz. Näheres wollte der Verteidiger "gegenwärtig" nicht sagen.

In einem Brief an Justizsenatorin Lore-Maria Peschel-Gutzeit hat sich die Familie der in der Türkei inhaftierten Eva Juhnke für Yelkuvan eingesetzt. "Sollte Yelkuvan aufgrund seines Hungerstreiks sterben", so die Familie, werde es sich die Türkei "beim nächsten Hungerstreik unserer Tochter und Schwester für menschenwürdige Behandlung zweimal überlegen, ob sie der Forderung nachgibt."

kva