yahoo, 23. Januar 2000, 07:41 Uhr

Iran: Chatami plant keinen Deutschland-Besuch

Teheran (Reuters) - Der iranische Präsident Mohammad Chatami plant nach offiziellen Angaben auch nach der Ausreise des Deutschen Helmut Hofers aus dem Iran zunächst keinen Besuch in Deutschland. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Irna am Samstag unter Berufung auf das iranische Außenministerium meldete, steht auf Chatamis Terminkalender derzeit kein Deutschland-Besuch. Man gehe jedoch davon aus, dass sich Hofers Rückkehr positiv auf die deutsch-iranischen Beziehungen auswirke.

Der Geschäftsmann Hofer war am Freitag nach über zweijähriger Haft im Iran in seine Heimat zurückgekehrt. Er war wegen einer angeblich sexuellen Beziehung zu einer Muslimin zunächst zum Tode und später zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Trotz Zahlung der Geldstrafe von umgerechnet 63.000 Mark kam Hofer nicht frei. Es wurde der Vorwurf erhoben, er habe verdächtige Kontakte zu Ausländern unterhalten und seine Flucht geplant. Hinzu kam der Vorwurf, Hofer habe einen Wachmann im Gefängnis tätlich angegriffen. Nach der Verurteilung zu einer weiteren Geldstrafe durfte Hofer den Iran schließlich verlassen.

Die Bundesregierung hatte Chatami nach Deutschland eingeladen. Aus Diplomatenkreisen in Teheran verlautete jedoch, Chatami werden von der Einladung nicht Gebrauch machen, solange der Fall Hofer nicht abgeschlossen sei.

Die deutsch-iranischen Beziehungen waren auch durch das so genannte Mykonos-Urteil belastet worden. Ein deutsches Gericht hatte vor zweieinhalb Jahren festgestellt, dass die iranische Staatsspitze die Ermordung von vier kurdisch-iranischen Oppositionellen in Berlin angeordnet hatte. Kurz darauf wurde Hofer im Iran festgenommen. Die Entscheidung eines iranischen Gerichts, eine weitere Geldstrafe gegen Hofer zu verhängen, kam einen Tag nach dem Urteil gegen einen iranischen Spion in Deutschland. Das Berliner Kammergericht hatte den Iraner Hamid Chorsand zu einer Geldbuße von 5000 Mark verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Angeklagte zwischen 1995 und 1999 in Deutschland iranische Oppositionsgruppen ausspioniert hatte und die gesammelten Informationen an den iranischen Geheimdienst weitergegeben hatte.