Westfälische Rundschau, 21.1.2000

Schüler empört über Kurden-Abschiebung

Schwerte. (TK) Enttäuschung und Ohnmacht kennzeichnen die Gefühle der Klasse 10 A1 der Eintracht-Hauptschule: Mitschülerin Hatun Bingöl muss zusammen mit ihrer Familie Deutschland verlassen. Für die Kurden zerplatzte die letzte Hoffnung, doch noch ein Bleiberecht zu bekommen, wie eine Seifenblase.

An den Petitionsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtages hatte sich Vater Erol Bingöl gewandt. Jetzt erhielt er Antwort. Darin heißt es, dass ein "asylverfahrensunabhängiges Aufenthaltsrecht" nicht zu rechtfertigen sei. Die Familie sei "daher verpflichtet, die Bundesrepublik Deutschland zu verlassen".

Vor Monaten hatte sich bereits die 6. Klasse der Realschule zu Wort gemeldet, in der Hatuns Bruder lernt. Sie sammelte ebenso wie die 10 A 1 Unterschriften, um eine Aufenthaltserlaubnis zu erwirken. Sie erreichten, dass sich das ZDF-Magazin "logo" mit dem Schwerter Fall befasste. "Jetzt, ein paar Monate vor ihrem Hauptschulabschluss, sollen Hatun, ihre Eltern und vier Geschwister abgeschoben werden. Die Mitschüler sind empört und entsetzt", heißt es in dem Brief, den die Hauptschulklasse gestern verfasste. "Wir kennen Hatun schon seit sechs Jahren". Die Familie, die damals in die Bundesrepublik einreiste, brauche jetzt die Mithilfe und Unterstützung vieler Bürger. Die Jugendlichen äußern die Sorge, dass der Vater nach der Rückkehr in die Türkei verhaftet wird. Die Behörden, einschließlich der Gelsenkirchener Verwaltungsrichter, haben den Asylantrag abgelehnt.

Der Petitionsausschuss bittet allerdings die zuständige Ausländerbehörde (des Kreises Unna), Bingöls so lange in Schwerte verweilen zu lassen bis Hatun ihren Hauptschulabschluss in der Tasche hat. Damit wäre ein Aufschub bis zum Sommer möglich.