Neue Züricher Zeitung, 12.1.2000

Kharrazis Treffen mit Blair und Cook

Irans Aussenminister in London

R. B. London, 11. Januar

Der iranische Aussenminister Kharrazi hat am Montag abend eine zwei Stunden dauernde Unterredung mit seinem britischen Kollegen Cook geführt. Im Foreign Office heisst es dazu, die bestehenden Differenzen hinsichtlich des Friedensprozesses im Mittleren Osten seien erörtert, aber nicht beseitigt worden. Das gleiche gelte für die von britischer Seite aufgeworfenen Menschenrechtsverstösse Irans. In diesem Zusammenhang habe Cook seinen Kollegen unter anderem aufgefordert, die 13 iranischen Juden, die seit längerem ohne formelle Klage wegen angeblicher Spionage für Israel inhaftiert sind, entweder vor Gericht zu bringen oder freizulassen. Ebenfalls besprochen habe man den Drogenschmuggel von Iran nach Europa, und wie man ihn besser bekämpfen könnte, sowie den Transfer von Nukleartechnik aus Russland. Dieser ist möglicherweise zur militärischen Aufrüstung Irans bestimmt, was Teheran bestreitet.

Vor seiner Unterredung mit Cook war Kharrazi, wie bereits kurz gemeldet, von Premierminister Blair zu einem halbstündigen Gespräch empfangen worden. Weiter traf er die Mitglieder des aussenpolitischen Ausschusses des Parlaments. Am Dienstag erörterte er mit britischen Industriellen und Unternehmern Investitions- und Geschäftsmöglichkeiten in seinem Land. Es bestehen hier starke Interessen am Ausbau des Handels mit Iran. Es ist der erste offizielle Besuch eines iranischen Regierungsmitglieds in Grossbritannien seit der Revolution von 1979. Im Jahr 1989 brach London die diplomatischen Beziehungen zu Teheran ab, und zwar wegen der damals von Ayatollah Khomeiny ausgesprochenen Fatwa gegen den britischen Schriftsteller Salman Rushdie. Die Beziehungen wurden im letzten Jahr wieder normalisiert, nachdem Teheran versichert hatte, dass man diesen religiösen Richtspruch nicht vollstrecken werde.