Berliner Zeitung 8.1.2000

Clinton legte Israel und Syrien Arbeitspapier vor

Vorstoß der USA soll Gespräche beschleunigen

SHEPHERDSTOWN, 7. Januar. Die bisher zähen Friedensverhandlungen zwischen Israel und Syrien sollen mit einem Arbeitspapier in Schwung kommen, das der vermittelnde US-Präsident Bill Clinton beiden Delegationen am Freitag vorgelegt hat. Das Dokument fasst die unterschiedlichen Positionen zusammen und soll die bestehenden Differenzen überbrücken, wie der Sprecher des Weißen Hauses, Joe Lockhart, mitteilte. Aus syrischen Delegationskreisen in der amerikanischen Kleinstadt Shepherdstown verlautete, der Vorstoß Clintons sei auf Zustimmung gestoßen. Es sei sicherlich ein Fortschritt, wenn jetzt wenigstens ein Dokument auf dem Tisch liege, sagte der Sprecher des US-Außenamtes, James Rubin. Allerdings sei nicht zu erwarten, dass bereits in dieser Runde ein Erfolg erzielt werde.

Clinton sagte vor einem knapp einstündigen Treffen mit den beiden Delegationsleitern, er wolle den israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und den syrischen Außenminister Faruk el Scharaa nachdrücklich ermahnen, "das große Ziel am Ende" nicht aus den Augen zu verlieren. Die Gespräche seien sehr schwierig, räumte Clinton ein. Beide gäben sich aber redlich Mühe, Wege zur Beilegung ihrer Differenzen zu finden.

Schuldzuweisung aus Damaskus

Es handelte sich bereits um den vierten direkten Vermittlungsversuch des US-Präsidenten in dieser Woche. Bei den Verhandlungen geht es im Wesentlichen um einen Rückzug der Israelis aus dem 1967 eroberten und dann annektierten Teil der syrischen Golanhöhen, um einen Friedensvertrag und die Aufteilung der Wasserreserven. Über Details wird in verschiedenen Arbeitsgruppen verhandelt. Syrien ist jedoch nicht mit seiner Forderung durchgedrungen, dass in einer solchen Gruppe auch bereits über einen konkreten Zeitplan für die Räumung des Golangebiets verhandelt werden müsse.

Die syrische Seite machte Israel für den Stillstand bei den ersten gemeinsamen Friedensgesprächen seit mehr als vier Jahren verantwortlich. Offenbar sei Israel nicht ernsthaft am Frieden interessiert, da es auf seinen übertriebenen Sicherheitsinteressen beharre, hieß es in der syrischen Tageszeitung "El Thaura" am Freitag. (AP)