HANDELSBLATT, 05. Januar 2000

Clinton als Vermittler erfolgreich

Syrien und Israel wollen direkte Friedensverhandlungen fortsetzen

Reuters SHEPHERDSTOWN. Die Friedensverhandlungen zwischen Syrien und Israel sollten am Mittwoch in Shepherdstown im US-Bundesstaat West-Virginia fortgesetzt werden. Es wurde nicht erwartet, dass US-Präsident Bill Clinton erneut an den Gesprächen teilnimmt. Am Dienstag war es Clinton gelungen, den israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak und den syrischen Außenminister Faruk el Schara an einen Tisch zu bekommen. Das Treffen, an dem neben Clinton US-Außenministerin Madeleine Albright teilnahm, sei sehr konstruktiv gewesen, sagte US-Präsidialamtssprecher Joe Lockhart. Die zweite Runde der Friedensverhandlungen hatte am Montag begonnen.

Außenamtssprecher James Rubin bezeichnete die Gespräche zwischen Clinton, Barak und Schara als sehr produktiv. Er warnte aber zugleich vor Erwartungen, die beiden Seiten würden schnell ans Ziel kommen und bereits in dieser Runde ein Grundsatzübereinkommen über die Hauptthemen erzielen.

Nach den Gesprächen lud Clinton zu einem informellen Zusammentreffen ein, bevor er nach Washington zurückkehrte. Nach Angaben der US-Regierung sollte der Ablaufplan der Verhandlungen flexibel bleiben. Mehrere Arbeitsgruppen sollten während der kommenden Tage über die Themen Wasser, Sicherheit, Normalisierung der Beziehungen, Rückzug Israels aus den Golan-Höhen und einen Terminplan für eine Vereinbarung sprechen.

Nach Angaben syrischer Delegationskreise haben sich die Arbeitsgruppen, die sich über eine Grenzziehung nach dem israelischen Rückzug und über die Wasservergabe einigen sollen, bereits am Dienstagabend getroffen. Aus israelischen Kreisen war verlautet, diese Themen würden später in der Woche behandelt und zunächst werde über Sicherheit und Normalisierung der Beziehungen gesprochen.

Die Verhandlungen waren ins Stocken geraten, weil sich die beiden Seiten nicht über das Arbeitsprogramm einigen konnten. Im Mittelpunkt der Gespräche steht ein Abzug Israels von den 1967 besetzten Golan-Höhen. Israel will nur gegen Sicherheitsgarantien und die Klärung der Wasserversorgung territoriale Zugeständnisse machen. Die Verhandlungen waren Mitte Dezember nach einer fast vierjährigen Unterbrechung wieder aufgenommen worden.