Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

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Rotexchemie International Handels-GmbH & Co.

22301 Hamburg, Körnerstr. 34

Umsatz: ca. 100 Mio. DM (1995)
Beschäftigte: 50 (1996)



Rotexchemie ist ein weltweit orientiertes Exportunternehmen mit Schwerpunkt im Handel von Chemikalien und Pharma-Rohstoffen.

Ende September 1990 entdeckten türkische Behörden in Mersin an Bord des polnischen Frachters "Wloclawek" 100 Tonnen der Chemikalie Natriumzyanid - ein Grundstoff zur Herstellung von Blausäure und des Kampfgases Tabun. Offiziell war die Fracht für den iranischen Bergbau bestimmt, doch kam schnell die Vermutung auf, dass die Stoffe in der iranischen oder irakischen C-Waffen-Rüstung Verwendung finden sollten. Das polnische Schiff war im Hamburger India-Hafen (Schuppen 52) im Auftrag der Lieferfirma Rotexchemie mit den Fässern beladen worden.11 Die Hamburger Staatsanwaltschaft leitete 1990 gegen Verantwortliche des Unternehmens Ermittlungen wegen der Lieferung von insgesamt 1.059 Fässern Natriumzyanid nach dem Iran ein.

Der Fall erregte in Hamburg 1990/91 vorübergehend erhebliches Aufsehen. Die Friedensgruppe im Goldbekhaus forderte auf einem Flugblatt, die Rotexchemie bis zur Klärung der Vorwürfe zu schliessen und die Verantwortlichen der Firma sowie die für die Exportgenehmigung zuständigen Stellen scharf zu bestrafen. Von der Justiz wurde das Geschäft tatsächlich als Verstoss gegen das Aussenwirtschaftsgesetzes gewertet, zu einer scharfen Bestrafung kam es aber nicht. Der Firmenverantwortliche musste eine Geldstrafe von 70 Tagessätzen à 150,- DM zahlen12, also insgesamt 10.500 DM für 1.059 Giftfässer - knapp 10 DM pro Tonne.




Annmerkungen:

(11) Vgl. Spiegel Nr. 40/1990, S. 16; taz 4.10.1991; Hamburger Morgenpost 31.1.1991; Bürgerschaftsdrucksache 13/7599, Antworten zu II.11 und III.11 d).
(12) Bürgerschafts-Drucksache 15/3248, Antwort zu 4.9 und 4.10.