Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

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Wenzl Hruby K.G.

20097 Hamburg (Hammerbrook), Wendenstr. 23

Kapital: 500.000 (?) DM (1994) (3)
Beschäftigte: 12 (1994)
Umsatz: 5 Mio. DM (1994)
Geschäftsführer: Wenzl Hruby



Im Hamburger Handelsregister sind zwei Unternehmen auf den Namen des Kaufmanns Wenzl (gelegentlich auch: Wenzel) Hruby eingetragen: die Wenzl Hruby K.G. (HRA 66949) und die Firma FIELDMASTER Wenzel Hruby (HRA 74477). Es handelt sich aber um eine Unternehmenseinheit, die sich mit Herstellung, Entwicklung und Vertrieb von Funksprechgeräten, Zubehör und Spezialelektronik befasst. An der Wenzl Hruby K.G. ist seit 1966 als Kommanditistin die Firma Eltron Establishment, Vaduz/Liechtenstein, beteiligt. In den 80er Jahren bestand noch eine weitere Firma, die Wenzel Hruby GmbH mit Sitz in der Badestrasse 36 (Rotherbaum).

Beteiligung am Rüstungsgeschäft

Wenzl Hruby kam 1981/82 mit dem Irak ins Geschäft; es ging um die Ausrüstung und Ausbildung einer sog. Antiterroreinheit. Nach einem Bericht der taz wurde der Kontakt vom BND vermittelt.4 Der Rüstungs- und Geheimdienstkritiker Schmidt-Eenboom schreibt über die Rolle von Hruby:5

"Am 3. März 1982 unterzeichnete Ibrahim S. Ali als Vertreter des irakischen Innenministeriums in den Hamburger Geschäftsräumen der Firma zwei Geheimverträge zur Ausbildung und waffentechnischen Ausstattung seiner Sondereinheiten im Umfang von etwa 10 Millionen DM. Von Mai bis August 1982 fand die Ausbildung im Irak statt, und das Hamburger Unternehmen lieferte auch die zugesagten Ausrüstungen - unter anderem 32 Daimler Benz 380 SE und 280 GE, diverse weitere Fahrzeuge, Videoausrüstungen und Schiessstände, Sprengstoff und Munition, darunter 5000 Blendgranaten (Mogadischu-Bomben). Nur bei der vereinbarten Lieferung von 600 Maschinenpistolen MP5 und 125 G-3-Gewehren kam es zu Schwierigkeiten. Die Bundesregierung erteilte keine Ausfuhrgenehmigung, da der Irak im Kriegszustand befand. Ebenso erfolglos war der Versuch von Hruby, solche Waffen über Heckler und Koch in London zu besorgen. Letztlich konnte er wenigstens 125 Scharfschützengewehre bei Steyr in Wien beschaffen. Für die Ausbildung gewann das Hamburger Unternehmen als Chef eines achtköpfigen Teams den GSG-9-Mann Ludwig Heerwagen, der bereits vom Februar 1981 bis zum Februar 1982 in Saudi-Arabien Antiterroreinheiten trainiert hatte."

Nach Aussage von Heerwagen bestellten die Iraker für ihre Spezialeinheit bei Hruby ausserdem "Abseilgerät, kugelsichere Helme, Spezialleitern usw.".6 Nach Beendigung der viermonatigen Ausbildung kam es unter den Geschäftspartnern zu Zwistigkeiten; die Iraker beschwerten sich, Hruby habe nicht alle Waren geliefert, die sie schon bezahlt hätten. Heerwagen war unzufrieden, weil er von dem versprochenen Honorar von 800.000 DM seiner Aussage zufolge nur 100.000 DM von Hruby erhalten hatte. Bei einem Treffen Anfang 1983 in Hamburg machte Hruby den Irakern Hoffnung, dass er die Maschinenpistolen wahrscheinlich doch noch über eine andere Bezugsadresse beschaffen könne. Ob es dazu gekommen ist, ist nicht bekannt.

Das von der Staatsanwaltschaft München gegen Wenzl Hruby eingeleitete und von Hamburg fortgeführte Verfahren wegen des Verdachts auf Verstoss gegen das Kriegswaffenkontrollgesetzes wurde mangels hinreichenden Tatverdachts im März 1990 eingestellt.7




Anmerkungen:

(3) Diese Angabe aus Hoppenstedt: Mittelständische Unternehmen '95, Bd. II S. 1370, erscheint zweifelhaft.
(4) Vgl. Anja Kuhr/Kai von Appen: Irak- Intrigen des BND, in: taz 13.8.1990
(5) Erich Schmidt-Eenboom: Der Schattenkrieger. Klaus Kinkel und der BND, Düsseldorf 1995, S. 84.
(6) Zum Folgenden: Protokoll der Vernehmung des Zeugen Ludwig Heerwagen beim Bayerischen Landeskriminalamt, 13.8.1986, abgedruckt in: Waffen für Saddam. Die Irak-Connection des BND, hrsg. v. Medico International u.a., o.O. (1990), S. 50ff.
(7) taz 13.8.1990.