Dieses Dokument ist Teil des Buches „Wie geschmiert - Rüstungsproduktion und Waffenhandel im Raum Hamburg“, 1998

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Germanischer Lloyd AG

20459 Hamburg (Neustadt), Vorsetzen 32

Grundkapital: 240.000 DM
Beschäftigte: weltweit 1.505, davon ca. 750 in Hamburg (1996)
Umsatz: 235 Mio. DM (1996)
Vorstand: Eike Lehmann, Hans-G. Payer, Rainer Schöndube



Der Germanische Lloyd (GL) wurde 1867 in Hamburg zur Klassifikation von Seeschiffen gegründet. Heute ist er als Technische Sachverständigenorganisation für die Überwachung von Bau und Betrieb von ca. 5.000 See- und Binnenschiffen sowie Anlagen der Meeres-, Unterwasser-, Windenergie- und Umwelttechnik tätig. Er betreibt eine umfangreiche Forschung auf diesen Gebieten. In den letzten Jahrzehnten hat sich der GL von einer hauptsächlich national operierenden Gesellschaft zu einem Weltkonzern mit über 400 Vertretungen in 119 Ländern (1996) entwickelt. 1996 war das erfolgreichste Geschäftsjahr in der Unternehmensgeschichte; der Umsatz erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr um 12 Prozent.1

Beteiligung am Rüstungsgeschäft

Kaum bekannt sind die umfangreichen Tätigkeiten des GL in der maritimen Rüstung.2 Beim Bau von Fregatten, U-Booten, Schnellbooten und Tendern der Bundesmarine wirkt er seit vielen Jahren mit. Der Erfahrungsaustausch mit der Bundeswehr ist durch regelmässige Veranstaltungen in der GL-Zentrale institutionalisiert. Für die geplante U-Boot-Klasse 212 hat die Gesellschaft die Entwicklung der aussenluftunabhängigen Antriebsanlage, die als wesentliche neuerung gilt, durch ein Erprobungsprogramm unterstützt. Ein neuartiges Torpedo-Antriebssystem (von -> STN ATLAS) wurde 1994 vom GL einer sicherheitstechnischen Analyse unterzogen.

Der GL hat darüber hinaus vielfältige Geschäftsbeziehungen zu ausländischen Kriegsschiffswerften und Seestreitkräften. So ist er für die komplette "Güteprüfung" der drei griechischen MEKO-Fregatten zuständig, die mit Hilfe von -> Blohm + Voss auf der Hellenic Shipyard in Skaramanga gebaut werden. Beim Bau von vier Raketenschnellbooten durch die britische Werft Vosper Thornycraft für das Emirat Katar übernahm der GL 1993-96 Güteprüfung und Bauaufsicht. Immer wieder neue Aufträge erhält der GL seit Anfang der 80er Jahre von der argentinischen Kriegsmarine. Für die Bauaufsicht war die Hamburger Gesellschaft auch bei jenen vier vorgeblich "zivilen" Schiffen zuständig, die von Abeking & Rasmussen, Lemwerder, 1990/91 nach Taiwan exportiert wurden und die sich dann als Minensuchboote entpuppten.3 Der indonesischen Staatswerft P.T. PAL Indonesia (Surabaya) bescheinigte die Germanischer Lloyd Certification GmbH (GLC) 1994, die Qualitätsnorm ISO 9001 auch im Kriegsschiffbau zu erfüllen. Allein im Jahr 1995 war der GL u.a. mit Aufträgen der mexikanischen, kolumbianischen, argentinischen, katarischen, saudi-arabischen, griechischen, türkischen, australischen, israelischen und südkoreanischen Seestreitkräfte befasst.




Anmerkungen:

(1) Hamburger Abendblatt 20.2.1997.
(2) Die folgenden Informationen sind, sofern nicht einzeln belegt, den Tätigkeitsberichten des Germanischen Lloyds 1991-96 entnommen.
(3) Hamburger Abendblatt 21.7.1992 u. 1.3.1995.