III. Eine kommentierte Literatur- und Anekdotenrevue


Vorbemerkung
Der l.u.p.u.s-Text aus dem Frühjahr 1987 ist in überarbeiteter Form in dem neuen Buch »Lichterketten und andere Irrlichter«, Berlin 1994, Edition ID Archiv nachzulesen. Das Hamburger Papier findet sich in drei zwischenzeitlich asbach uralt gewordenen Ausgaben des autonomen Berlin-Infos »INTERIM« vom November/Dezember 1988 abgedruckt. Ich bin mir ganz sicher, daß bei diesem Hinweis das Chronisten- und Archivarherz einige Takte schneller schlägt ...

Zu '68 und die Folgen
­ Linke Liste Frankfurt: »'Die Mythen knacken' ­ Materialien wider ein Tabu«, Frankfurt 1988. Den Studenten aus Frankfurt ist die Erstellung eines hervorragenden Readers mit Originaltexten aus den Diskussionen des SDS, der Neuen Linken, ihren Ansätzen, der RAF, zum deutschen Herbst und der Amnestiediskussion gelungen. Darin entfalten sich plastisch die Debatten und Reflexionen um gesellschaftsverändernde, revolutionäre Strategien und Organisationen im Gefolge der 68er Revolte. Leider schon vergriffen!
­ Der Literaturprofessor Klaus Briegleb hat 1993 eine bemerkenswerte, wenn auch nicht ganz einfach zu konsumierende Untersuchung unter dem Titel: »1968 ­ Literatur in der antiautoritären Bewegung« vorgelegt. In der beharrlichen Rekonstruktion von Szenen und Situationen der Tumulte sowie Kapriolen dieser Zeit, schreibt der Autor in kritischer Absicht sowohl gegen das Vergessen als auch das vermarktungsträchtige Mystifizieren der Revolte an.
­ Hans Jürgen Krahl: »Konstitution und Klassenkampf«, Frankfurt 1971. In diesem Band befinden sich die Schriften und Reden des manchmal als »theoretischer Kopf der APO« bezeichneten Genossen, der Anfang 1970 bei einem Autounfall ums Leben kam. Krahl entfaltete seine Position in der Phase der Studentenbewegung, in der die traditionellen Theorien aus der Arbeiterbewegung praktisch problematisiert wurden, jedoch noch nicht durch andere revolutionäre Theorien ersetzt worden waren. In der Zerfallsphase der APO leistete er dabei eine beeindruckende Kritik an der sich abzeichnenden Organisationspraxis autoritärer K-Gruppen.
­ Ulrich Chaussy: »Die drei Leben des Rudi Dutschke«, neubearbeitete Ausgabe, Berlin 1993. Eine aktualisierte Biographie über den Werdegang und schillernden Lebensweg Rudis, der das »Herz der APO« und die wichtigste Symbolfigur der 68er Studentenrevolte war.
Über die politischen Vorstellungen von nicht ganz unbedeutenden GenossInnen in der Studentenrevolte informieren Textbände mit Aufsätzen, Reden, Referaten und Interviews von U. Meinhof und R. Dutschke:
­ Ulrike Meinhof: »Die Würde des Menschen ist antastbar«, West-Berlin 1980
­ Rudi Dutschke: »Geschichte ist machbar«, West-Berlin 1980.
Einen guten Überblick über Situationen, Zeugnisse, Aktionen und interne Entwicklungslinien der Studentenrevolte enthält der Band von Peter Mosler »Was wir wollten, was wir wurden«, Hamburg 1977. Darin sind sowohl eine vorzügliche Textbibliographie über alle für die Studentenrevolte wichtigen Texte von 1966 bis 1977 als auch eine gute Chronologie von Ereignissen und Entwicklungen in dieser Zeit enthalten. Eine Hilfe war auch das Buch von Hans Manfred Bock: »Geschichte des linken Radikalismus. Ein Versuch«, Frankfurt 1976. Es enthält u.a. eine gründliche Darstellung über das politische und soziale Selbstverständnis der Studentenrevolte sowie ihrer theoretischen Positionen.
Die Reden, inklusive der Schlußresolution, die auf dem »Internationalen Vietnamkongreß« gehalten wurden, wurden im Zusammenhang mit der gegen die IWF-WB-Tagung gerichteten Kampagne im Jahre 1988 von dem rührigen »Verlag Libertäre Assoziation« wieder neu aufgelegt. Es handelt sich dabei auch heute noch um bemerkenswerte Dokumente des Zeitgeschehens.
Darüber hinaus wurden noch folgende Texte verwendet:
­ Wolfgang Kraushaar: »Autoritärer Staat und antiautoritäre Bewegung« in: »1999 Zeitschrift für Sozialgeschichte«, 3/87 Hamburg 1987
­ K.H. Roth: »Die historische Bedeutung der RAF« in: »Klaut sie!«, Tübingen 1970
­ Peter Brückner: »Über die Gewalt ­ Sechs Aufsätze zur Rolle der Gewalt in der Entstehung und Zerstörung sozialer Systeme«, Berlin 1979.

Italien
­ Wolfgang Rieland (Hrsg.) »Organisation und Autonomie. Die Erneuerung der italienischen Arbeiterbewegung«, Frankfurt a.M. 1977
­ Kursbuch Nr. 26: »Die Klassenkämpfe in Italien«, West-Berlin 1971
­ Mario Tronti: »Marx, Arbeitskraft, ­ Erste Thesen«, neuaufgelegt W-Berlin 1987
­ Trikont Verlag: »Indianer und P 38«, München 1978
­ Guido Viale: »Die Träume liegen wieder auf der Straße«, W-Berlin 1979
­ Autonomie ­ Neue Folge: »Fabrik und neue Klassenzusammensetzung. Das Beispiel FIAT 1974­81« Heft Nr. 9, Hamburg 1982. »Italien ­ Ende der revolutionären Bewegungen?« Heft 12, Hamburg 1983
­ Henner Hess: »Italien: Die ambivalente Revolte« in: »Angriff auf das Herz des Staates«, 2. Band, Frankfurt a.M. 1988
In der Bibliothek des Fachbereiches Politische Wissenschaften der Universität Hamburg liegt eine vorzügliche Diplomarbeit von Ingrid Bierbrauer unter dem Titel: »Operaismus ­ Politisches Denken im Wandel« vom Sommer 1987 unter einer dicken Staubschicht begraben. Ingrid hat für diese Arbeit die gesamte ins Deutsche übersetzte »operaistische Literatur« inklusive ihrer bundesdeutschen Rezeption und als sogenannte »Autonomie-Theorie« erfolgten Modifikationen diskutiert.
Irgendwann in den 90er Jahren habe ich von Bodo Schulze, einem Autor aus dem Umkreis der ISF Freiburg, einen Aufsatz unter dem Titel: »Autonomia ­ Vom Neoleninismus zur Lebensphilosophie ­ Über den Verfall einer Revolutionstheorie« im »Archiv für die Geschichte des Widerstands und der Arbeit«, Bochum 1989, gefunden. Schulze schlägt in seiner bissigen, zuweilen leider etwas gehässigen, aber auf jeden Fall anregenden Polemik einen weiten Bogen: Darin spürt er den neoleninistisch inspirierten theoretischen Implikationen der Autonomiatheorie, ihren Veränderungen bis hinein in die diesbezüglichen Rezeptionen in der bundesdeutschen Wirklichkeit hiesiger Operaisten nach. Dabei deckt Schulze eine Reihe von gern gepflegten Autonomiamythen auf, so z.B. die theoretisch nur zu konsequente Entwicklung des Autonomiatheoretikers Negri hin zu einem Fan ausgerechnet(!) der bundesdeutschen Grünen in der ersten Hälfte der 80er Jahre. Darüber hinaus gelingen ihm eine Reihe von verblüffenden Aussagen über die hinter dem Rücken der neuen sozialen Bewegungen in den 80er Jahren wirkenden Geheimnisse.
Dem Verlag »Schwarze Risse« gebührt das große Verdienst mit der Publikation von Primo Moroni und Nanni Balestrini: »Die goldene Horde ­ Arbeiterautonomie, Jugendrevolte und bewaffneter Kampf in Italien«, Berlin 1994, einen ausgezeichneten Blick zweier Beteiligter auf das Innere der italienischen Autonomia verfügbar gemacht zu haben. Unbedingt lesen!

Der antiautoritäre Linksradikalismus der 70er Jahre
WAA-Gruppen
Für das Kapitel über die Betriebsprojektgruppen habe ich die Zeitschrift: »Wir wollen alles«, überregionale Zeitung linksradikaler bundesdeutscher Gruppen vom Februar 1973 ­ August 1975 (27 Ausgaben) durchgesehen. Darüber hinaus waren die beiden Bücher von der Gruppe Arbeiterkampf Köln/Betriebszelle Ford: »Streik bei Ford Köln«, Köln 1973, sowie von K.H. Roth/E. Behrens: »Die andere Arbeiterbewegung«, München 1975, eine Hilfe. Auf die Arbeit von Ingrid Bierbrauer: »Operaismus ­ Politisches Denken im Wandel«, Hamburg 1987, wurde bereits hingewiesen.

Häuserkämpfe 70er
Hinsichtlich des Frankfurter Häuserkampfes wurden die meisten Einschätzungen inklusive einer Chronologie aus dem Buch »Wohnungskampf in Frankfurt«, das im Jahre 1974 vom Frankfurter Häuserrat verfaßt worden ist, entnommen. Ein paar der dort formulierten Einschätzungen wurden 12 Jahre später in einem Artikel der Zeitschrift »Wildcat« Nr. 38 aus dem Jahre 1986 unter dem Titel: »Die militante Geschichte Frankfurts ­ Die Häuserkämpfe« erneut abgeschrieben. In der Ausgabe Nr. 40/86 der gleichen Zeitschrift erschien auch ein zweiter Teil über die linksradikale Geschichte Frankfurts in den 70er Jahren unter dem Titel: »Militanz, bewaffneter Kampf, Reformismus und Repression«.
Zur Hausbesetzung in der Eckhoffstr. 39 in Hamburg wurde besonders auf die Dokumentation der Stadtteilgruppe Hohenfelde Ende des Jahres 1973 unter dem Titel: »Wir greifen an: Springer, Senat, Neue Heimat« zurückgegriffen. Eine übersichtliche Darstellung über die politische Vorgeschichte, den Verlauf und die Konsequenzen dieser Hausbesetzung findet sich im Buch von Michael Grüttner. »Wem gehört die Stadt«, Hamburg 1976. Über die Rolle der »Proletarischen Front« bei dieser Besetzung findet sich im Buch von Margareth Kukuck: »Student und Klassenkampf«, Hamburg 1977, eine entsprechende Passage.

Spontibewegung
­ Uwe Schlicht: »Vom Burschenschafter bis zum Sponti«, West-Berlin 1980
­ Johannes Schütte: »Revolte und Verweigerung ­ Zur Politik und Sozialpsychologie der Spontibewegung«, Giessen 1980
ML-Gruppen
Erfahrungsberichte aus der Welt der K-Gruppen sind in dem Buch »Wir warn die stärkste der Partein ...«, Berlin 1977, zu finden.
Eine gute Kritik an den theoretischen Vorstellungen des ML-Konzeptes leisten K.H. Lehnardt und Ludger Vollmer in dem Buch »Politik zwischen Kopf und Bauch«, Bochum 1979. Letzterer Autor hat sich zwischenzeitlich an die Spitze der Grünen Staatsbürgerpartei geschlichen, was jedoch nicht unbedingt bedeuten muß, daß er schon Ende der 70er Jahre so dumm war.
Ein paar Zahlen und Daten über die Entwicklung der K-Gruppen wurden aus dem Staatsschutzbuch von G. Langguth: »Protestbewegung. Entwicklung, Niedergang und Renaissance. Die neue Linke seit 1968«, Köln 198, entnommen.

Alternativbewegung
­ Ernst Lohmann: »Die Alternativen vor der Alternative: Politik oder Privatheit?« Aufsatz abgedruckt in der Radikal Nr. 52, Januar 1979, West-Berlin
­ Harry Ticker: »Anatomie einer Sackgasse«, Aufsatz abgedruckt in der Radikal Nr. 79, Juni 1980, West-Berlin
K.H. Roth: In einer während des »Deutschen Herbstes« im September 1977 in Bologna gehaltenen Rede, die später unter dem Titel: »Massenautonomie gegen 'Modell Deutschland'« in der Autonomie Nr. 10 dokumentiert wird (siehe auch: Frombeloff), bemüht sich K.H.R. gegenüber den italienischen Genossen darum, mit Hilfe einer auf die Aktualität zielenden politischen Geste einen instruktiven Überblick über die »wimmelnde Breite einer neuen Massenbewegung« zu geben. Zwei Jahre später widmet er sich dann in dem Aufsatz: »Die Geschäftsführer der Alternativbewegung«, abgedruckt in »Klaut sie!«, Tübingen 1979, den inneren Selbstzerstörungsprozessen dieser Bewegung.
­ Joachim Hirsch: »Der Sicherheitsstaat«, Frankfurt, überarb. Neuauflage 1986

Das Zeitschriftenprojekt Autonomie
­ Autonomie ­ Materialien gegen die Fabrikgesellschaft, 14 Hefte Oktober 1975 bis Ende 1979, München
­ Autonomie ­ Neue Folge ­ Materialien gegen die Fabrikgesellschaft, 14 Hefte, Ende 1979 bis Frühjahr 1985, Hamburg
­ Richard Herding: »Da ist der Wurm drin«, abgedruckt in zwei Teilen der Zeitschrift »Kommune« Heft 8 und 9/1985
­ Angelika Ebbinghaus: »Informationen zu den Zeitschriften Autonomie und 1999«, abgedruckt in »Verzeichnis der alternativen Medien«, Amsterdam 1989
Eine autonome Bremer Studentengruppe unter dem Namen »Frombeloff« hat in einem K.H. Roth gewidmeten und ihm gegenüber viel zu unkritischen Buch unter dem etwas verklärenden Titel: »... und es begann die Zeit der Autonomie«, Hamburg 1993, eine Reihe von Hintergrundinformationen und Texten aus dem Autonomie-Projekt verfügbar gemacht.

Stadtguerilla
­ Peter Brückner: »Über die Gewalt«, W-Berlin 1979
­ K.H. Roth: »Über die historische Bedeutung der RAF«, Aufsatz in »Klaut sie!«, Tübingen 1979
­ P.P. Zahl: »Waffe der Kritik«, Frankfurt 1976
Über den Kampf der Gefangenen aus der RAF in der Zeit von 1970­77 gegen den Knast, die Isofolter und die Justiz informiert die Darstellung von P. Bakker-Schut: »Stammheim«, Kiel 1986
Originaltexte der RAF finden sich u.a. in der Textsammlung »'Mythen knacken' ­ Materialien wider ein Tabu«, herausgegeben von der Linken Liste in Frankfurt 1987

Deutscher Herbst
Die beiden Journalisten Oliver Tolmein und Detlef zum Winkel: bemühen sich in dem Buch »Nix geRAFft«, Hamburg 1987, um eine detailierte Beschreibung der Wirkungen dieses Zeitabschnittes auf die damalige radikale Linke. Im Oktober 1987 legte die »GNN« eine Broschüre unter dem Titel: »Ausgewählte Zeitdokumente BRD ­ RAF« vor, in der auch eine ausführliche Chronologie des »Deutschen Herbstes« enthalten ist.

TUNIX
­ Peter Brückner: »Die Mescalero-Affäre ­ Ein Lehrstück für Aufklärung und politische Kultur« Hannover 1978. In diesem Band findet sich eine umfassende Dokumentation der Auseinandersetzungen sowohl um den Buback-Nachruf als auch um die staatlichen Repressionsmaßnahmen gegen Peter Brückner, der einer der solidarischsten Wegbegleiter der Studentenrevolte als auch der neuen Linken in der West-BRD gewesen ist.
­ Hoffman-Axthelm/Kallscheuer u.a.: »Zwei Kulturen? ­ Tunix, Mescalero und die Folgen«, Berlin 1978. Neben dem Buch von Kraushaar: »Autonomie oder Ghetto« ist dieser Band das wichtigste Buch über die politischen Wirkungen und Vorstellungen der Sponti-Bewegung der 70er Jahre.

The Making of the Autonomist Groups in the 80s
­ Brand/Büsser/Rucht: »Aufbruch in eine andere Gesellschaft«, aktualisierte Neuausgabe, Frankfurt 1986
­ R.Roth/Rucht (Hg): »Neue soziale Bewegungen in der Bundesrepublik Deutschland«, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 1987. In diesem Band ist auch eine Auswahlbibliographie von Texten zu dem ganzen »Problemkontext« der neuen sozialen Bewegungen enthalten.
­ Hirsch/R. Roth: »Das neue Gesicht des Kapitalismus ­ Vom Fordismus zum Post-Fordismus«, Hamburg 1986

Anti-AKW-Bewegung 75­81
Aus der unübersehbaren Flut der verschiedensten Publikationen über den Anti-AKW-Widerstand schienen mir folgende am besten geeignet zu sein, die Entwicklung der Anti-AKW-Bewegung bzw. der darin arbeitenden Autonomen Gruppen bis zum Jahr 1982 nachzuvollziehen:
Eine vorzügliche Dokumentation über den Widerstand der Kaiserstuhler Bevölkerung gegen den Bau des AKWs Whyl hat Nina Gladitz mit dem Buch »Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv«, West-Berlin 1976, vorgelegt.
Die Geschichte des Widerstands gegen das AKW Brokdorf bis zum Jahr 1977 findet sich detailliert in dem von der BUU herausgegebenen Band »Brokdorf: Der Bauplatz muß wieder zur Wiese werden!«, Hamburg 1977, wieder.
In dem vom »AK Politische Ökologie« in Hamburg herausgegebenen Band »Bilanz und Perspektiven zum Widerstand gegen Atomanlagen«, Hamburg, September 1978, werden die Strukturen der innerhalb der Bewegung arbeitenden Autonomen Gruppen im Kontext der bis zu diesem Zeitpunkt gelaufenen Widerstandsaktionen erläutert und dargestellt.
Der »Kalkar-Schock« der Anti-AKW-Bewegung wird ausführlich in einer 1977 vom Ermittlungsausschuß der NRW-Bürgerinitiativen gegen Kernenergie herausgegebenen Broschüre unter dem Titel: »Wir ­ das Volk« beschrieben. Über die Diskussionen und Solidaritätsaktionen zu den Grohnde-Prozessen informieren zwei Broschüren aus dem Jahre 1978 von der »Bremer Bürgerinitiative gegen Atomanlagen« (BBA) unter dem Titel »Den Wurfanker werfen wir in die Zukunft ­ und Zukunft heißt: Nie wieder Zäune« sowie eine vom Ermittlungsausschuß Hannover herausgegebene Schrift unter dem Titel »Grohnde-Prozesse ­ Wie Unrecht zu Recht wird ...«.
Die Redaktion der »Autonomie ­ Materialien gegen die Fabrikgesellschaft ­ Neue Folge« legte im Sommer 1980 ein Doppelheft »AKW ­ Widerstand/Atomstaat« vor, aus dem einige Passagen zitiert wurden und dessen praktische Bedeutung sich eher für einen Schreibtischchronisten ermessen läßt als für die damaligen autonomen Bewegungsaktivisten.
Über die Auseinandersetzungen um das AKW Brokdorf vom Sommer 1980 bis zum Ablauf der Demonstration vom 28.2.81 und ihre politischen Konsequenzen gibt eine gemeinsam von den BUU-Delegierten und Autonomen Plenum sowie vom »AK Politische Ökologie« und dem KB herausgegebene Broschüre »Brokdorf 28.2.81. Berichte ­ Bilanz ­ Perspektiven« erschöpfend Auskunft.
Über den Brokdorf-Prozeß von Markus und Michael sowie die dazu gelaufenen Aktionen und Diskussionen wurde im Sommer 1982 von GenossInnen aus der »Bremer Bürgerinitiative gegen Atomanlagen« eine Prozeßdokumentation unter diesem Titel erstellt.
Eine lesenswerte, wenn auch akademische Darstellung über die Beweggründe, soziale und politische Zusammensetzung und die politischen Tendenzen dieser Bewegung legte Herbert Meyer in seiner Diplomarbeit »Zur neueren Entwicklung der Bürgerinitiativbewegung im Bereich Kernenergie«, Bochum 1981, vor.
Last but not least können die in der Zeit von 1976­81 innerhalb der Bewegung geführten Diskussionen in den Zeitschriften »Atomexpreß« aus Göttingen und »Anti-AKW-Telegramm« aus Hamburg verfolgt werden.

West-Berliner Hausbesetzerbewegung 1980­83
Über die Entwicklung der West-Berliner Hausbesetzerbewegung informieren neben den Ausgaben der »Radikal« von 1979 bis zum Jahr 1984 drei Dokumentationen des Ermittlungsausschusses der Bewegung vom Februar '81 unter dem gleichnamigen Titel; vom Spätsommer '81 unter dem Titel: »Dokumentation zu den Hausbesetzerprozessen« und vom November '81 unter dem Titel: »abgeräumt? 8 Häuser geräumt ­ Klaus Jürgen Rattay tot«. Darüber hinaus findet sich eine detaillierte Chronologie, inklusive einer ausgewählten Pressedokumentation der Bewegung vom Februar 1979 bis zum 11.8.81 in der Broschüre »Berliner Linie gegen Instandbesetzer ­ Die 'Vernunft' schlägt immer wieder zu!« aus dem Umkreis der Kreuzberger Lokal- und Alternativzeitung »Südostexpreß«.
Eine nur zynisch zu nennende Beschreibung der Hausbesetzerbewegung aus sozialdemokratischer Sicht unternahmen im Jahre 1983 die beiden beim Innensenator besoldeten Beamten B. Sonnewald und J.R. Zimmermann in ihrem Buch »Die 'Berliner Linie' und die Hausbesetzer-Szene«.
Klaus Herrmann und Harald Glöde haben mit der Ende 1985 vorgelegten, außerordentlich informativen Arbeit unter dem Titel: »Aufstieg und Niedergang der Hausbesetzerbewegung in Berlin« den Titel eines Diplom-Politologen einstreichen können. Glückwunsch.
Matthias Manrique hat sich in dem Buch: »Marginalisierung und Militanz«, Frankfurt a.M. 1992, ein wenig an »jugendlichen Bewegungsmilieus im Aufruhr« probiert. Unter anderem ist dabei auch eine außerordentlich detailierte Chronologie des West-Berliner Häuserkampfes herausgekommen.

Keine Startbahn-West
Über die Entwicklungen der politischen Auseinandersetzungen im Kampf gegen die Startbahn-West geben u.a. ein »Startbahnpapier« der Revolutionären Zellen vom August 1983, entnommen aus »Der Weg zum Erfolg«, sowie die Dokumentation der »Bürgerinitiative gegen die Flughafenerweiterung« über die Aktionswoche anläßlich der Inbetriebnahme der Startbahn, Frühjahr 1984, Auskunft.

Anti-Kriegs- und Friedensbewegung
Im Zusammenhang mit den autonomen Anti-Kriegs-Aktivitäten bis zum Jahre 1982 sei auf die Hannoveraner Dokumentation der Aktivitäten gegen die IDEE im Frühjahr 1982, eine Dokumentation des Bundeskongresses autonomer Friedensinitiativen unter dem Titel »500.000 gegen Reagan und NATO«, Göttingen 1982, sowie auf die von autonomen und antiimperialistischen Gruppen herausgegebene Broschüre »Anti-NATO Demo 11.6. W-Berlin«, Hamburg 1982, verwiesen. Der Aufsatz »Überlegungen zur Anti-Kriegs-Bewegung« ist in einer Sommer-Ausgabe der »Radikal« 1983 nachzulesen.
Die »Vorbereitungsmaterialien« für die beiden bundesweiten autonomen Treffen in Hannover und Lutter, 1983, wurden leider nirgendwo publiziert und befinden sich im Privatbesitz (au weia!) des Verfassers.
Über die Ereignisse in Krefeld inklusive der sich daran anschließenden politischen Auseinandersetzungen wurde in den besseren Zeiten des KB Hamburg eine Broschüre unter dem Titel: »25.6.83 ­ Krefeld ­ Dokumentation« herausgegeben, in der sich auch Hamburger Autonome zu Wort melden. Von der Öffentlichkeitsgruppe des Unterweserausschusses wurde über die Aktionen der Friedensbewegung in Bremerhaven/Nordenham vom 13.-15. Oktober eine Pressedokumentation unter dem Titel »Wir kommen« vorgelegt.
Petra Kelly und Jo Leinen legten in dem Buch »Ökopax ­ Die neue Kraft«, West-Berlin 1982, eine Aufsatzsammlung zur Friedensbewegung aus grün-sozialdemokratischer Sicht vor. In dieser teilweise an Zynismus nicht mehr zu überbietenden Aufsatzsammlung werden in einem Aufsatz von Scherer die »Militanz« der autonomen und antiimperialistischen Gruppen als eine der »Hürden« dieser Bewegung benannt. Dummköpfe! Vom Bremer Komitee gegen die Bombenzüge (KGB) wurde im Mai 1984 eine Broschüre unter dem Titel »Hochexplosiv ­ Widerstand gegen die NATO ­ Stoppt die Bombenzüge« verfaßt. Eine Sammlung von Aufsätzen aus dem unabhängigen Teil der Friedensbewegung sowie eine Reihe von Artikeln aus Polizeisicht zur Friedensbewegung legten im Juni 1984 die Redaktionen des Atomexpreß, der Atommüllzeitung sowie der Kommunistische Bund unter dem Titel »Vertrauen schaffen! ­ Innere Sicherheit und Friedensbewegung«, Göttingen, vor. Dort findet sich auch eine gute Chronologie der Friedensbewegung von Ende 1979 bis Ostern 1984.
Die »Initiative Sozialistisches Forum« (ISF) aus Freiburg legte 1984 einen Band unter dem Titel: »Frieden ­ je näher man hinschaut, desto fremder schaut es zurück« vor. Er enthält eine vorzügliche Kritik an der »deutschen Friedensbewegung«.

Autonome Bewegung quer durch die Republik
Klassenpolitik contra Massenpolitik?
Für den Block »Klassenpolitik oder Bewegungspolitik« habe ich auf eine Reihe von Ausgaben der Zeitschriften »Schwarze Katze«, herausgegeben von Hamburger Jobbergruppen, sowie die »Karlsruher Stadtzeitung« und die in direkter Nachfolge dazu erscheinende Zeitschrift »Wildcat«, West-Berlin, zurückgegriffen. Von großem Nutzen war auch eine von Freiburger Studis (Bolschewiki) im Jahr 1989 herausgegebene Broschüre »Mit den überlieferten Vorstellungen radikal brechen«.
Über die politischen und praktischen Auseinandersetzungen der Autonomen nach der Ermordung Günter Sares durch hessische Bereitschaftsbullen gibt eine von Frankfurter Genossen herausgegebene Dokumentation aus dem Herbst 1985 Auskunft.

Die Autonomen und die Grünen
Ein paar Gedanken über das Verhältnis der Autonomen zu den Grünen und umgekehrt wurden einem Aufsatz von J. Hirsch aus »links« Nr. 1/1986 entnommen.
Wolfgang Kraushaar hat kurz vor dem Einzug der Grünen Partei in diesen komischen Bundestag ein spannendes Buch unter dem Titel: »Was sollen die GRÜNEN im Parlament«, Frankfurt a.M. 1983, publiziert. Darin sind eine Reihe von Aufsätzen versammelt, die von Thomas Ebermann über J. Fischer bis hin zu den »Grauen Zellen« aus der Westberliner Hausbesetzerszene und dem guten J. Agnoli reichen. Insbesondere in den beiden zuletzt genannten Beiträgen wären für die grünen Ökosozialisten und Fundis der frühen 80er Jahre alle Argumente nachzulesen gewesen, die gegen die von ihnen nachfolgend betriebene, falsche politische Praxis und Naivität als Programm gesprochen haben. Sie haben es jedoch stattdessen vorgezogen, es nicht begreifen zu wollen. Warum auch nicht? So dauerte es danach nur noch ein knappes halbes Jahrzehnt, bevor diese von den Autonomisten ausgesprochenen Wahrheiten über die tatsächlichen Wirkungsweisen eines parlamentarischen Systems an ihnen von der auf dieser Ebene schlaueren Fischer-Bande exekutiert wurden. Beileid.
­ Joachim Raschke (und ein paar andere) haben mit der Arbeit »Die Grünen« Köln 1994, einen voluminösen 800-Seiten Schinken über die Entstehung und grob 15 jährige Geschichte dieser Partei vorgelegt. Eine, auf den ersten Blick betrachtet, nützlich erscheinende Faktenentsorgungsdeponie. Wenn's wirklich das allerletzte Buch über diese Organisation bliebe, dann hätte es durchaus seinen Zweck und Sinn mehr als positiv erfüllt.

Die Anti-AKW-Bewegung der 80er Jahre
Über den Anti-AKW-Widerstand in der Zeit seit 1982 kann auf die Zeitschriften der Bewegung »Atommüllzeitung«, Lüneburg, und »Atomexpreß«, Göttingen, bis 1984, zurückgegriffen werden, bevor diese dann zum gemeinsamen Projekt »Atom« fusionierten.
Über den regionalen Anti-AKW-Widerstand in Gorleben und Wackersdorf wurden aus autonomer Sicht zwei empfehlenswerte Broschüren verfaßt. Der »Widerstandsbericht Wendland ­ Teil 1« gibt einen Überblick über die Geschichte des Widerstandes in Gorleben, mit Schwerpunkt auf die Zeit von Januar '83 bis zum Juni '85. Im Sommer 1988 erschien in Berlin unter dem Titel »Abgebrannt«, eine Aufarbeitung des Anti-WAA-Widerstandes von 1981­88 von autonomen Anti-AKW-Gruppen aus Süddeutschland und West-Berlin.
Über die im autonomen Spektrum gelaufenen Auseinandersetzungen um den Ablauf des in Kleve von den Bullen zusammengeschlagenen Brokdorf-Konvois wurde von Hamburger GenossInnen eine Flugblattsammlung erstellt, die leider ohne Titel ist und nicht in einer Broschüre zusammengefaßt wurde. Eine Gruppe, bestehend aus dem Ermittlungsausschuß der BUU, dem KB, die Grünen Schleswig-Holsteins und der Sanigruppe Hamburg war aber noch so freundlich, in diesem Zusammenhang eine Broschüre unter dem nicht gerade mitreißenden Titel: »Brokdorf/Kleve/Hamburg« zu erstellen. Leider liegt die Intention dieser Schrift darin begründet, ausgerechnet den Bullen vorzuwerfen, daß diese doch tatsächlich gegenüber der Bewegung Terror ausgeübt hätten. Na sowas!
Vom Hamburger Wendlandplenum wurde im Frühjahr 1987 eine Broschüre »Atomtechnologie ­ Umstrukturierung am Beispiel Siemens« veröffentlicht. Die Erfahrungen aus der KWU-Kampagne wurden in einem Papier aus Berlin unter dem Titel »Erkenntnisse, Hintergründe und Fragen« zusammengefaßt, das im Mai '88 auf einer Konferenz autonomer Anti-AKW-Gruppen vorgelegt worden ist.
Im Herbst '88 legten Hamburger GenossInnen einen »Hamburger Rundbrief zum Thema: Anti-AKW-Bewegung« vor, der sich stark um eine antikapitalistisch dominierte Sichtweise der gesamten Geschichte der Anti-AKW-Bewegung bemüht.

Hafenstraße, Kreuzberg, Schüsse an der Startbahn-West, IWF-Kampagne, '89 und Kurzgutachten
Eine Hilfe bei der Konstruktion des Kapitels waren eine Reihe von Flugblättern, die sich allerdings nur schwer zitieren lassen, weil sie zum großen Teil ohne Datum und besondere Überschriften versehen sind. Darüber hinaus war dem Autor das gesamte reichhaltige linksradikale Zeitschriftenspektrum von großem Nutzen:
Die mittlerweile unter den Ladentischen vertriebene »Radikal« und die von Oktober 1985 bis Ende '88 erscheinende »Unzertrennlich« bemühten sich, bundesweite Diskussionsprozesse der Autonomen transparent zu machen. Für die ebenfalls überregional erscheinende Zeitschrift »Schwarzer Faden« gilt dies nur eingeschränkt. Die Diskussionen und Aktionen der autonomen Hamburger Linken finden sich in der 1984 eingestellten »Großen Freiheit« und in der ab '85 erscheinenden Zeitschrift »Sabot«, gleiches gilt für die West-Berliner Autonomen seit dem Mai '88 mit ihrer Zeitschrift »Interim«. Darüber hinaus existiert zu allen möglichen Ereignissen, an denen sich die Autonomen beteiligt haben, ein umfangreiches Schrifttum in Form der verschiedensten »Dokumentationen«, die zumeist ­ dummerweise ­ auch genauso heißen.
Anfang 1988 legte der »Initiativkreis für den Erhalt der Hafenstraße« mit der Broschüre »Hafenstraße ­ Chronologie eines Kampfes« (1. vorläufige Fassung) eine vorzügliche Sammlung von Flugblättern, Presseartikeln und einer Chronologie von Beginn der Besetzung der Häuser seit Herbst 1981 vor. Darin werden die politischen Entwicklungsprozesse der Leute im »Hafen« und ihrer UnterstützerInnen dargestellt. In dem im September '87 erschienenen Buch »Hafenstraße ­ Chronik und Analysen eines Konfliktes« unternehmen die Autoren Herrmann, Lenger, Reemtsma und Roth den Versuch, in verschiedenen Beiträgen, angefangen beim Städtebau, über die faschistischen Kontinuitäten in der Stadtsanierung, Bulleneinsätzen bis zur Pressepolitik der Springer Zeitungen, die größeren politischen Dimensionen des Hafenstraßenkonfliktes zu beleuchten.
Ein ganz anderer Blickwinkel wird in der Aussage des Hamburger Verfassungsschutzchefs Lochte vor einem Untersuchungsausschuß des Hamburger Parlaments zur Hafenstraße deutlich. Er gibt darin Auskunft über ein paar von seinem Amt jahrelang gegen den »Hafen« lancierten Politik-, Repressions- und Räumungsstrategien und blufft mit vermeintlichen Insiderkenntnissen aus dem »Hafen«, die er nicht besitzt. GenossInnen waren so freundlich, das Vernehmungsprotokoll aus dem Jahre 1988 zu veröffentlichen.
Über die Entwicklungen der Berliner autonomen Szene (ohne IWF) geben drei Dokumentationen Aufschluß: Der Ermittlungsausschuß veröffentlichte zur ersten Mai-Randale in Kreuzberg und zum Reagan-Besuch '87 eine vorzügliche Broschüre unter dem Titel »1. Mai 1987 ­ 12. Juni 1987«.
Über die autonomen Stadtteilaktivitäten vom Sommer bis Winter 1987 gibt eine Dokumentation unter dem gleichnamigen Titel zur »Kiez Demo und Reichenberger-63A-Besetzung«, erschienen Anfang Januar '88, Auskunft. Als Querverweis sei an dieser Stelle auf eine von GenossInnen aus Hamburg erstellte Dokumentation im Kampf für die »Rote Flora« im Schanzenviertel verwiesen.
Die letzte »Dokumentation«, die an dieser Stelle aufgeführt werden soll, wurde zur »revolutionären 1. Mai Demo 1988 in Westberlin« verfaßt.
Zu der Entwicklung des Startbahn-Widerstandes kann auf das Info der autonomen StartbahngegnerInnen »Hau Ruck« zurückgegriffen werden, das bis zum Sommer 1986 in sieben Ausgaben erschien. Zu den Schüssen an der Startbahn wurde vom »ID-Archiv im Internationalen Institut für Sozialgeschichte/Amsterdam« im März 1988 eine umfängliche Dokumentation aller bis zu jenem Zeitpunkt erreichbaren Aufsätze, Artikel und Diskussionsbeiträge aus grünen, linken und linksradikalen Publikationen unter dem Titel »2.11.87« herausgegeben.
Über das Ausmaß und die Reaktionen auf die Verhaftungen von Ulla und Ingrid geben sechs von Hamburger GenossInnen erstellte Prozeßinfos vom Winter '87 bis zum Spätsommer '88 Auskunft. Eine gute Broschüre über die politischen Hintergründe der massiven staatlichen Repressionen gegen die autonome Frauenbewegung sowie eine ausführliche inhaltliche Darstellung aller in diesem Zusammenhang »anschlagsrelevanten Themen« wurde im März 1988 unter dem Titel »Anschlag auf die Schere am Gen und die Schere im Kopf« von der »Broschürengruppe für Ulla und Ingrid« im Konkret-Verlag, Hamburg, veröffentlicht.
Zur Vorbereitung des Bremer Internationalismuskongreß probierte sich der damalige von Autonomen gestellte AStA der Uni Bremen in zwei um viel Radikalität bemühte Broschüren unter dem Titel »Neuer Internationalismus und IWF-Kampagne«. Zur IWF-Kampagne der autonomen Gruppen sei aus dem reichlichen Material vor allem auf die Berichterstattung in der »Unzertrennlich« hingewiesen, insbesondere auf eine gute Auswertung aller Aktivitäten in ihrer letzten Ausgabe Nr. 10/11 (Herbst/Winter '88). In der »Radikal« Nr. 135 (Oktober '88) ist eine ausführliche Dokumentation aller Aktivitäten im Vorfeld und vor allem in der Aktionswoche nachzulesen. Das autonome Frauenplenum West-Berlin veröffentlichte im Frühjahr '88 eine Broschüre unter dem Titel »Ansätze«, die einen Einblick in ein paar theoretische und inhaltliche Linien der autonomen Frauenaktivitäten gegen den IWF-Kongreß gibt.
Ein unter dem witzigen Pseudonym »Nuno Tomazky« verkleideter Autor hat es sich in der Zeitschrift »Marxistische Kritik« Nr. 6 im Sommer 1989 in einem etwas längeren Aufsatz unter dem Titel: »Militanter Empirismus und IWF-Kampagne« zur Aufgabe gemacht, sowohl die theoretischen Positionen der Zeitschrift »Autonomie ­ NF« als auch die »ihrer Apologeten« einmal so richtig abzubürsten. Sowohl das Ergebnis als auch der Ton dieser kleinen Untersuchung in der Hauszeitschrift des Robert Kurz (heute heißt sie: »KRISIS«) fällt für die erbarmungslos Kritisierten nicht gerade günstig aus. Aber wie sollte es in den ja von den jeweiligen Schreibtischexponenten als »sehr wichtig« begriffenen Theoriestreits großer Männer auch anders sein. Leider fällt dabei die Tonlage dieses Aufsatzes manchesmal zu unfreundlich, eher erbittert und gehässig aus. Leider verwechselt olle Nuno in diesem Beitrag die gegen die IWF-WB-Tagung gerichtete Assoziation innerhalb der doch schillernden autonomen Bewegung immer mal wieder mit den schriftlich fixierten Positionen der dieser Bewegung willkürlich zugeschriebenen Theoriefürsten. Nichtsdestotrotz: In ein paar Punkten hat Nuno intellektuell gegenüber ein paar Positionen der alten »AUTONOMIE-NF«-Redaktion und einem innerhalb der Basisbewegung durchaus verbreiteten dubiosen instrumentellen Hau-ruck-Verhältnis zwischen »Theorie« und »Praxis« zurecht zugebissen.
Für das allorten wohl oder eher übel geschichtsmächtig erklärte Jahr 1989 lohnt durchaus ein Blick in den Blätterwald der autonomen Bewegung. Darüber hinaus finden sich in jenem Jahr eigentlich zu allen vom Verfasser im diesbezüglichen Kapitel angesprochenen Ereignissen und Entwicklungen die damals tatsächlich immer so genannten »Dokumentationen«
Der Begriff der »movement-party« stammt von dem Politologen Geoff Eley, geschrieben in einem Aufsatz in einer Ausgabe der sozialwissenschaftlichen us-amerikanischen Zeitschrift: Capitalism, Nature, Socialism (CNS) irgendwann im Jahre 1991. (Ich kannte diese Zeitschrift vorher auch nicht). Der von Severin Lansac erfundene Begriff der »Wanderdüne des gesellschaftlichen Konfliktes« wurde dem Aufsatz: »Autonome Orte: Für eine kleine Politik«, abgedruckt in dem Büchlein: »Feuer und Flamme, Teil II«, Amsterdam 1992, entnommen.

Die staatliche Repression
ist nicht nur schlimm. Sie wird auch von allen Beteiligten auch immer gerne dafür benutzt, über unbequeme Dinge nicht mehr sprechen zu müssen. Wie dem auch sei, egal oder gar gleichgültig kann sie gerade denjenigen nicht sein, die von ihr bedroht werden. Mein Freund Enno Brand hat im Jahre 1989 in dem Buch »Staatsgewalt« eine vorzügliche Chronologie der staatlichen Repression von 1975 bis zum Ende der 80er Jahre gegen die außerparlamentarische Linke der West-BRD vorgelegt. In einer Reihe von Passagen kann Ennos Buch als Ergänzung zu dem vorliegenden Text gelesen werden.
Wer noch mehr über die staatliche Repression gegen die linke außerparlamentarische Bewegung der West-BRD vom Beginn der 70er bis zum Ende der 80er Jahre erfahren möchte, der oder die sei auf den 400­Seiten Schinken von Rolf Gössner: »Das Anti-Terror-System ­ Politische Justiz im präventiven Sicherheitsstaat«, Hamburg 1991, verwiesen. Das in weiten Strecken unpolitisch geschriebene Buch kann als eine gute Anti-Repressions-Daten- und Faktenauffüllanlage benutzt werden.

Wer das Ganze über die Autonomen
erfahren möchte, sei zunächst einmal für die 80er Jahre auf folgende Texte hingewiesen:
In der linksliberal-pädagogisch orientierten Zeitschrift »Vorgänge«, Ausgabe Nr. 85, wurde unter dem Stichwort »Phänomen Gewalt« im Jahre 1987 ein stark psychologisierender Artikel unter der Überschrift: »Hau weg die Scheiße ­ Autonomer Widerstand in der BRD« verfaßt.
Gleiches gilt für einen Artikel aus der DKP-Theoriezeitschrift »Marxistische Blätter«, Ausgabe Nr.1./1988 unter dem schlichten Titel: »Die Autonomen«. Immerhin wurde in jenem Beitrag von der damals noch in größeren Umfange existierenden DKP erwogen, die unter dem Etikett »Autonom« herumspringenden Jugendlichen in »marxistische Bildungsangebote« einzubeziehen. Was ham wir jelacht ...
Die außenpolitische Zeitschrift »Horizonte«, die von einem Nationalstaat namens DDR herausgegeben wurde, veröffentlichte im Juni 1988 einen Aufsatz unter dem Titel: »Chaoten, Gewaltäter, Straßenmob«. In diesem Aufsatz wurde doch glatt von einigen, vermutlich von der STASI alimentierten, Schreiberlingen die Mär von den massenhaft »bezahlten Provokateuren« innerhalb der Autonomen heruntergebetet. Na sowas ...
Die Gruppe »Autonome Studis (Bolschewiki)« aus dem schönen Freiburg hat im Sommer des Jahres 1989 für nur fünf Maak eine Broschüre unter dem verheißungsvollen Titel: »Mit den überlierferten Vorstellungen radikal brechen ­ Ein Blick über den Tellerrand autonomer Basisbanalitäten« vorgelegt. Auch wenn sich das im Titel benutzte »radikal brechen« hinsichtlich seiner Intention nicht auf den Vorgang des »kotzens« sondern auf eine radikal gemeinte Kritik gegenüber beständig als »Andere« verstandene Autonome und deren Wurzeln und Geschichte in den 70er und 80er Jahren bezieht, so erscheint dies nach Lektüre des Textes nur halbwegs gelungen. Die in dieser Broschüre erstellten Beschreibungen glauben sich auf »die bekannte Erscheinung des oder der Durschnittsautonomen« stützen zu können. Und die wiederherum existieren allenfalls in verzweifelten Köpfen und an verschiedenen Schreibtischen, jedoch nicht in der Wirklichkeit.
Micha Wildenhein probierte sich in dem Aufsatz: »Modell Kreuzberg« in der Zeitschrift Konkret Nr 11/89 an einigen durchaus interessanten Gedanken, u.a. auch über die Entwicklung der Autonomen in diesem Kiez. Die dabei von Micha gegenüber dem ihm äußerlich gebliebenen Gegenstand formulierte Absage und Enttäuschung, die ihm keineswegs vorzuwerfen ist, provozierte dann auch in der gleichen Zeitschrift in der Nr.1/90 unter dem Titel: »Modem Kreuzberg« eine fulminante Replik des Alt-Genossen H. Aegar. Er endet mit der uns richtig erscheinenden Erkenntnis: »Die 'Kreuzberger Ideologie' ist weder Ausgangs- noch Endpunkt revolutionärer Vorstellungen, sondern eine notwendige Etappe ­ nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
Für die 90er Jahre sei auf folgende Darstellungen verwiesen:
Der Soziologe Rainer Paris hat in der sozial- und politikwissenschaftlichen Zeitschrift »Leviathan« Nr. 1/91 in dem Aufsatz: »Vermummung«, wenn auch mit Hilfe eines zuweilen unangenehmen Soziologenchinesisch, ein paar durchaus beachtenswerte Gedanken zu diesen schillernden und vielschichtigen Phänomen in den Raum geschleudert.
Daneben probierte sich auch der Soziologe Matthias Manrique mit der Arbeit: »Marginalisierung und Militanz ­ Jugendliche Bewegungsmilieus im Aufruhr«, Frankfurt a.M. 1992, auf dem Wissenschaftsmarkt. Nicht weit von dessen Intention entfernt, verfaßte Detlef Schulze einen Text unter dem Titel: »Die Autonomen ­ Ursprünge und Entwicklung der autonomen Bewegung«. Sie findet sich in mehreren Teilen in der ökologisch fragwürdigen Hamburger Hochglanzzeitschrift »17 Grad Celsius«, ab der Nummer 7, April 94, abgedruckt. In beiden Arbeiten ist ein gelehrsamer Götzendienst an ein paar makrosoziologischen Großtheorien zu besichtigen. Die ausführlich in diesen Texten abgeschriebenen Großtheoretiker wird's freuen, wenn die von ihnen erfundenen Theorien nachträglich noch mal auf die autonome Bewegungsgeschichte der 80er Jahre draufgeklebt werden. Insgesamt finden sich in beiden Arbeiten komplexe Sachverhalte komplex beschrieben, ohne daß die Autoren vergessen haben, sie in komplexer Art und Weise »analytisch fixieren« zu wollen. Dieser Preis war von beiden Autoren zu entrichten, um sich Hühnerknochen in der Form eines Doktorhutes und eines Diplomzettels von einer Universität zu erschleichen. Glückwunsch lieber Matze und Detlef!
Demgegenüber verzichten die um politische Auseinandersetzung mit der autonomen Bewegung bemühten, nachfolgend genannten Texte auf gar zu viel analytischen Klingelkram. Der erste stammt von der Redaktion der Hannoveraner Zeitschrift »Spezial«, Nr.88 vom Januar/Februar '93: »Autonome Politik und Sozialrevolution von unten«. Der zweite Text stammt von Jörg Lauterbach: »Zum Staats- und Politikverständnis der autonomen Gruppen in der BRD ­ Zur Notwendigkeit einer radikalen Opposition«, abgedruckt in der Zeitschrift »Widersprüche« Nr. 50 vom März 1994. Im Spezial-Text sind ein paar interessante Gedanken zum Verhältnis von Autonomen zum Regionalismus und zur Rebellion von »ganz rechts unten« enthalten. Lauterbach wirft in seinem Text die spannende Frage auf, ob den autonomen Gruppen mit dem allmählichen Verschwinden der Gesellschaftsformation des Fordismus nicht die Handlungsgrundlage für die bisher von ihnen praktizierten Formen der Politik verloren geht.
Wer sich darüber hinaus einen Gesamtüberblick über die von Linksradikalen herausgegebene Presse mit libertär-anarchistischer Grundhaltung verschaffen möchte, sei auf das Buch von Holger Jenrich: »Anarchistische Presse in Deutschland 1945­1985«, Grafenau 1988, hingewiesen. Zumindestens für die Zeit ab Mitte der 60er Jahre ist bei Teilen des von Jenrich aufgeführten Zeitschriftenspektrum eine Emanzipation von traditionell anarchistischen Vorstellungen zu verzeichnen.


Der Initiative Sozialistisches Forum
(ISF) gilt ein nachträglicher Dank dafür, daß sie dem Verfasser im Dezember '92 die Möglichkeit zu einem Vortrag eröffnete. Er wurde für mich zu einem völligen Desaster mit peinlichen und bezogen auf die Gesamtveranstaltung gespenstischen Sequenzen. Zweifellos war die seitens der ISF an meinen Überlegungen geübte Kritik nicht immer ganz frei von denunziatorischen Zwischentönen. Auch das ein paar meiner Gedanken zu den praktischen Implikationen der Hoyerswerda-Demonstration autonomer Gruppen im Verlauf der Diskussion mit dem zutreffenden Hinweis kommentiert wurden, daß ich über »keinen wissenschaftlichen Rassismusbegriff« verfüge, ist für niemanden ein Gewinn. Und doch wurden in der Diskussionsveranstaltung mit Hilfe von ein paar einfachen Fragen unbarmherzig der Finger in ein paar gar zu bequeme und bornierte Denkstrukturen des Verf. gelegt. Darüber hinaus versuchte ich mich entgegen des eigenen bis dato abstrakten Wissens viel zu lange an falschen individuellen Souveränitäts- und Allmächtigkeitsansprüchen zu orientieren, anstatt schon viel frühzeitiger um die verständige Hilfe anderer VeranstaltungsteilnehmerInnen zu bitten. Kurzum: Der Autor hat schmerzhaft lernen müssen, daß auch wenn Momente von »Naivität« zum Zwecke der Assoziierung zwischen Individuen unverzichtbar bleiben, es doch Unfug ist, sie zum politischen Programm erheben zu wollen. Nach einer solchen Veranstaltungs-Erfahrung, hat man die Wahl, entweder ganz aufzuhören oder auf einem anderen Niveau noch besser weiterzumachen, als jemals zuvor. Auch dank der »Praxis« der ISF habe ich mich für letzteres entschieden

Kantonisten
Im Laufe des Textes wurden die Autoren Kraushaar, Roth und Hirsch mehr als einmal zustimmend zitiert. Die drei Genannten haben in einer Reihe von Texten fulminante Beschreibungen der Klassenrealität, der neuen sozialen Bewegungen, der Geschichte der Linken, scharfe Kritiken an der Realpolitik der Grünen verfaßt. In der ersten »Feuer und Flamme«-Fassung wußte der Autor die drei Autoren aufgrund von ein paar Begebenheiten noch als »unsichere Kantonisten« zu bezeichnen. Aus einer Reihe von mittlerweile als »gut« erkannten Gründen möchte der Autor nunmehr von dieser Charakterisierung so elegant und redlich wie möglich Abschied nehmen. Wer also noch Spaß daran hat, sich mit der Geschichte der alten West-BRD auseinanderzusetzen, dem sei die Lektüre nachfolgender Texte ans Herz gelegt:
­ Wolfgang Kraushaar: »Revolte und Reflexion«, Frankfurt 1990. In diesem Band sind Aufsätze von Kraushaar aus der Zeit von 1976 bis 1987 enthalten, darunter u.a. auch »Autonomie oder Ghetto« aus dem Jahre 1978, der die Szeneentwicklung der Frankfurter Sponti-Bewegung in die entstehende Alternativbewegung thematisiert. In der Juni/Juli Ausgabe 1992 der Zeitschrift »Mittelweg 36« schrieb Wolfgang in gewohnter Brillianz einen Aufsatz unter dem Titel: »Rudi Dutschke und die Wiedervereinigung. Zur heimlichen Dialektik von Internationalismus und Nationalismus«. Er weist darin nach, daß Rudis Liebäugeln mit der »deutschen nationalen Frage« bis in die Ursprünge der 68er Revolte zurückreicht. Diese nun freigelegte und keineswegs zu unterschätzende Tatsache hat eine enorme Bedeutung für zukünftige Interpretationsgefechte dieses Abschnittes der West-BRD-Geschichte.
­ Joachim Hirsch: »Der Sicherheitsstaat«, Frankfurt 1980, zweite überarbeitete Neuauflage 1986. Hirsch analysiert in diesem Band die Konturen des keynesianischen SPD-Projektes »Modell Deutschland«, dessen Krisen und die neuen sozialen Bewegungen.
­ J. Hirsch/Roland Roth: »Das neue Gesicht des Kapitalismus«, Hamburg 1986. Dieser Text versucht die gesellschaftliche Realität der BRD und der westlichen kapitalistischen Staaten unter den Bedingungen eines vermuteten Überganges von Fordismus zum sogenannten Post-Fordismus in den 80er Jahren zu skizzieren. Beide sind teilweise eine gelungene Beschreibung der Verknüpfung von ökonomischen Entwicklungstendenzen der westlichen Nachkriegsgesellschaften mit einer Vermittlung in diesbezügliche Reaktionen von Betroffenen, politische Konflikte, deren Verläufe und neue soziale Bewegungen.
­ J. Hirsch: »Kapitalismus ohne Alternative?«, Hamburg 1990. Ein Resümee plus Fortführung von »Das neue Gesicht des Kapitalismus«

Eine Verbeugung
gilt dem Altmeister der westdeutschen Politologie Johannes Agnoli. Eine Reihe seiner Gedanken hat »autonome« Ansichten sehr bereichern können. So z.B. die Einsicht, wie in einem parlarmentarisch-bürgerlichen System Herrschaftskonflikte in Führungskonflikte zwischen konkurrierenden Eliten transformiert werden. Nach wie vor bleiben seine Parlamentarismus- und Institutionenkritiken und seine Polemik gegen marxistisch-leninistische Politikvorstellungen in ihrer Schärfe unübertroffen. Und das alles in der schönen Perspektive einer »Befreiung von Politik« ...
­ J. Agnoli/Peter Brückner: »Transformation der Demokratie«, Frankfurt 1968, neuaufgelegt Freiburg 1991
­ Agnoli: »Überlegungen zum bürgerlichen Staat«, West-Berlin 1975, neuaufgelegt Freiburg 1994
Der langjährige Mitarbeiter des Ermittlungsausschusses West-Berlin, Roger Wittmann, hat Ende 1985 an der FU Berlin eine dem Werk J. Agnoli verpflichtete Arbeit unter dem Titel: »Das Politische und die Freiheit ­ Überlegungen zum Verhältnis von Politik und Emanzipation« vorgelegt. Seine anregenden Darlegungen sind leider bislang unveröffentlicht geblieben.

Carlo Roth und Detlef Hartmann
können ­ in der gebotenen Vorsicht, die selbstverständlich sowohl eine kritische als auch antipatriarchal verstandene Distanz (und Ironie) einschließen muß ­ neben Johannes Agnoli in gewisser Weise als »Väter« eines, von Italien inspirierten, um theoretische Fundierung bemühten Stranges einer westdeutschen Autonomie betrachtet werden. Ihre vielfältigen politischen und theoretischen Bemühungen reichen zurück bis in die 68er- Zeit ihres jeweiligen Hamburger und Kölner SDS-Ortsvereins. Ihre politische Biographie schreibt sich seitdem in der engagierten Mitarbeit bei den »Wir wollen alles«-Gruppen, über die Theoriezeitschrift »Autonomie« bis in die Gegenwart als jeweilige Redaktionsmitglieder der Geschichtszeitschrift »1999« (K.H.R.) und den »Materialien für einen neuen Antiimperialismus« (D.H.) fort.
Von Carlo Roth wurde (gemeinsam mit Elisabeth Behrens) mit dem Buch: » Die andere Arbeiterbewegung« der wichtigste Text des bundesdeutschen Operaismus geschrieben. Das von Detlef Hartmann 1981 vorgelegte Buch: »Die Alternative ­ Leben als Sabotage ­ Zur Krise der technologischen Gewalt« (Neuauflage 1988) enthält eine scharfe Kritik sowohl an einer Reihe von Spielarten der Marxorthodoxie, diesbezüglichen barbarischen Formen einer Arbeitsorganisation als auch eine schonungslose Abrechnung mit einigen Ideologien einer sich damals ausbreitenden Alternativbewegung. Bemerkenswert erscheint auch die Leistung Detlefs, in den 80er Jahren gegen die theoretische Version eines leninistisch-stalinistischen Antiimperialismus die Konzeption eines »neuen Antiimperialismus« versucht zu haben. Zumindest hat der mittelbare Einfluß dieses theoretischen Bemühens, inbesondere in der praktischen Politik der Autonomen während der IWF-Kampagne als auch während des Verschwindens der DDR mit helfen können, einen gar zu großen, auf eine dubiose Souveränität von Nationalstaaten aller Couleur fixierten Schwachsinn zu vermeiden.
Das Bemühen sowohl von Detlef als auch von Carlo in ihren Texten, einen perspektivischen Blick über eine gar zu banale autonome Handwerkelei zu schärfen, hat sie leider mehr als einmal zu Methoden eines radikalisierten Positivismus zurückgreifen lassen. Darin wechseln sich manches mal in muntere Folge monumentalistische Hochrechnereien mit einem ausweglos erscheinenden Heroismus ab, die von jeglicher Alltäglichkeit entkoppelt sind. Beim Lesen dieser, zuweilen in einem gruseligen Sprachstil verfaßten Texte wird man mehr als einmal von dem Eindruck erschlagen, als würden beständig riesige Schaufelbagger mit dem Ziel über den Globus fahren, da und dort mal wieder ganze Erdteile zusammenzuschieben. Diese Betrachtungsweise der Welt ist natürlich Tüddelkram, jedoch zur Einschüchterung einer unbefangenen Neugier von lernwilligen Menschen ganz nützlich, die in diesen verwendeten Methoden kaum ihre eigenen, realen Erfahrungen zur Sprache bringen können, und vielleicht ja auch gar nicht sollen. In diesem Zusammenhang ist es dann auch nur folgerichtig, wenn Carlos publizistische Interventionen und öffentliche Auftritte in der Form eines, wenn man so will, nachholenden sozialistischen Intellektuellen, nicht immer frei von durchaus konservativen, und im schlechten Sinne autoritären Untertönen sind. Demgegenüber klagt Detlef Hartmann auch heute noch in seinen Texten in der ihm eigenen Art eines militanten Moralismus gegen den aktuellen »Umbruch produktiver Gewalt« und beharrt weiter auf einer Denunziation der »linken Intelligenz«. Nun denn ...
Ein paar nicht uninteressante biographische Stationen und theoretische Positionen von Carlo Roth in dessen fast dreißig Jahre langer linksradikal-autonomen Geschichte können in folgenden Büchern nachgelesen werden:
­ »Patient Geschichte«; Festschrift zum 50. Geburtstag von K.H. Roth. Hrsg. von Karsten Linne/Thomas Wohlleben, Frankfurt 1993
­ Formbeloff (Hg.) »... und es begann die Zeit der Autonomie«. Politische Texte von Karl Heinz Roth u.a., Hamburg 1993. Sofern man den Frombeloffs Glauben schenken darf, bemüht sich Carlo seit 1986 in dem von ihm mitaufgebauten »Hamburger Institut für Sozialgeschichte« um »eine Institutionalisierung von sozialrevolutionärer Forschung in Form einer autonomen 'Denkfabrik'.« Denk, Denk, Denk, Denk ... Von dort aus bemüht er sich um eine zuweilen hochspannende Praxis als ein sozialrevolutionärer Wissenschaftspartisan im reaktionären Sumpf der Geschichtswissenschaften.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß Carlo und Detlef insbesondere in den 80er Jahren als Stichwortgeber für die Bewegung der Autonomen funktioniert haben. Darüber hinaus sind sie zwischenzeitlich in gewisser ­ in selbstverständlich außerordentlich konstruktiv gemeinter Art und Weise ­ zu Gegnern derselben geworden, über deren Formen und Inhalte eines beständig um »Vordenken« bemühten Engagements, nachzudenken bzw. zu reiben sich durchaus lohnt.


Und nicht nur zum Schluß
möchte ich mich in großer Herzlichkeit sowohl bei meinem lieben Freund Don Fredo als auch bei den beiden wundervollen Frauen Lieschen Kranzbühler und Severin Lansac (beide irgendwo in K aus B.) bedanken. Ich habe sie in den vergangenen Jahren mehr als einmal mit meinen, in aller Regel, chaotischen Gedankengängen belästigen dürfen. Sie haben sich trotzdem die Zeit dafür genommen, mir verständnisvoll zuzuhören. Die in dem Feuer und Flamme-Text an ein paar unscheinbaren Stellen aufblitzende Originalität und Schärfe einer Reihe von Gedankenführungen sind mehr als einmal auf ihre brillianten Anstöße und Ausführungen zurückzuführen. Ich habe sie nur noch räubernd in ein paar Textpassagen umzugießen brauchen.